Einzelner Baum auf Feld

Seltene und gefährdete
Baumarten in Deutschland

Laut Einschätzung der Weltnaturschutzunion ist die Hälfte aller Baumarten Europas rückläufig: 66 von 265 Arten könnte es schon bald nicht mehr in unseren Wäldern geben.

Auch in Deutschland wächst die Liste der vom Aussterben bedrohten Baumarten – Krankheiten und Schädlinge, aber auch die intensive Nutzung der Umwelt und der damit einhergehende Verlust des natürlichen Lebensraums stellen eine Gefahr für den Fortbestand einiger heimischer Baumarten dar.

Hier bekommst Du einen Überblick über die seltenen Baumarten in unseren Wäldern.

Eisbeeren Strauch Eisbeeren Strauch

Elsbeere und Speierling

Zur gleichen Gattung – nämlich den Mehlbeeren aus der Familie der Rosengewächse – gehören zwei weitere in Deutschland überaus seltene Baumarten: die Elsbeere (Sorbus torminalis) und der Speierling (Sorbus domestica).
Beide kommen nur in wenigen Regionen Deutschlands vor, weshalb seit einigen Jahren auf Erhaltung, Nachzucht und Neupflanzung verstärktes Augenmerk gelegt wird.
Das Holz der Elsbeere gilt als eines der kostbarsten, härtesten und optisch schönsten Hölzer europäischer Bäume.

Insbesondere der Speierling ist kaum noch anzutreffen. Eine Zählung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ergab einen Bestand von lediglich 2.500 in der Natur vorkommenden Exemplaren.
Das Ergebnis: Der Speierling wird auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft. Der Grund für seinen Rückgang ist schnell gefunden: Über viele Jahre wurden bevorzugt schnell wachsende Nadelbäume gepflanzt, die durch ihren hohen Wuchs den niedrigeren Mehlbeeren das Licht wegnehmen.
Glücklicherweise setzt in der Forstwirtschaft ein Umdenken zugunsten widerstandsfähigerer Mischwälder ein, von denen auch diese Baumarten profitieren könnten.

Eiben Zweig Eiben Zweig

Eibe

Sie steht ebenfalls auf der Roten Liste gefährdeter Arten: Die Europäische Eibe (Taxus baccata), die älteste in Europa heimische Nadelbaumart, zählt zu den vom Aussterben bedrohten Nadelbäumen und ist daher laut Bundesnaturschutzgesetz besonders zu schützen.

Reduziert haben sich die Bestände in erster Linie durch die menschliche Nutzung. Wegen des extrem harten und zähen, unter anderem für Waffen und Werkzeuge geeigneten Holzes wurden im Laufe der Jahrhunderte unzählige Eiben gefällt.

Übrigens: Bei den vielerorts in Gärten und Parks als Heckenpflanzen anzutreffenden Eibensträuchern und -bäumen handelt es sich nicht um die ursprüngliche Wildform, sondern um spezielle Züchtungen der Europäischen Eibe, von denen über 70 bekannt sind.

Schwarzpappel steht an See Schwarzpappel steht an See

Schwarzpappel

Auch die Schwarzpappel (Populus nigra) ist eine rückläufige Art.

Gefährdet ist der Baum weniger durch Schädlinge, sondern vielmehr durch den Verlust seines natürlichen Lebensraums. Wie alle Pappeln bevorzugt er wasserreiche Standorte und wächst daher vor allem in Auen und an Flussufern, sodass er unter Flussbegradigungen und Trockenlegungen zu leiden hat.

Außerdem wurde die Schwarzpappel in den letzten Jahrzehnten zunehmend durch großflächig angebaute Hybridpappeln verdrängt. Die Einstufung als schützenswerte Art dient daher auch der Erhaltung des Genpools von Populus nigra – und damit der biologischen Vielfalt.

Rostkastanie steht auf Wiese Rostkastanie steht auf Wiese

Gewöhnliche Rosskastanie

Nach Einschätzung von Botanikern, Forstwirtschaftlern und Umweltschützern hat die wilde Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) in den letzten Jahren enorm unter Schädlingen zu leiden – sie gilt daher in ihrem europaweiten Bestand als gefährdet.

Besonders zu schaffen macht dem Baum, der mit seiner üppigen Nektar- und Pollenbildung eine wertvolle Bienentrachtpflanze darstellt und dessen Samen zudem als Winterfutter für Rotwild dienen, die Balkan-Miniermotte. Vermutlich begünstigt durch warme und trockene Witterung hat sich der Kleinschmetterling vom Balkan aus in rasantem Tempo nach West- und Nordeuropa ausgebreitet und schädigt die Gewöhnliche Rosskastanie durch den Blattfraß seiner Larven, was den Baum allgemein schwächt und anfälliger für andere Krankheiten machen kann.

Da die Gewöhnliche Rosskastanie in Deutschland als Neophyt (neu angesiedelte Baumart) gilt, steht sie hier trotz der Gefährdung nicht unter besonderem Schutz.

Wildapfelbaum Nahaufnahme Wildapfelbaum Nahaufnahme

Wildapfel

Im Gegensatz zu den unzähligen Sorten von Kulturäpfeln ist der heimische Wildapfel (Malus sylvestris) einer der seltensten Bäume in Deutschland.

Die auch als Holzapfel bezeichnete Gattung gilt es besonders zu schützen, da ihr Erbgut immer wieder Änderungen durch Züchtungen unterlag. Saure bis bittere Äpfel, allerdings in gedörrter oder gekochter Form durchaus genießbar – das sind die Früchte von Malus sylvestris, womit auch erklärt ist, warum die Bestände immer mehr zugunsten von Kulturäpfeln zurückgingen.

Doch auch ohne eine relevante wirtschaftliche Bedeutung ist der Wildapfel-Baum durchaus schützenswert – um die natürliche Vielfalt zu erhalten und damit den Waldbestand widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen, Krankheiten und Schädlingen zu machen.

Flatter Ulme von unten Flatter Ulme von unten

Flatterulme

Vom europaweiten Ulmensterben sind drei in Deutschland heimische Ulmenarten betroffen, darunter auch der Baum des Jahres 2019, die Flatterulme (Ulmus laevis).

Hervorgerufen wird der großflächige Rückgang der Ulmen durch einen Schlauchpilzbefall, der vom Ulmensplintkäfer übertragen wird und als sichtbares Symptom zum plötzlichen Vertrocknen und Welken der Blätter führt. Lediglich das komplette Fällen betroffener Bäume inklusive Abtransport kann die Ausbreitung des Pilzes verhindern.

Erfreulicherweise zeigt sich die Flatterulme im Vergleich zu den beiden anderen Ulmenarten als weniger anfällig. Aufgrund ihres geringen Bestandes stufen Umweltexperten sie dennoch als eine der gefährdeten Pflanzenarten ein. Die Bäume können bis zu 35 Meter hoch werden und tragen eine üppige, weitgefächerte Krone. Sie gedeihen in Feuchtgebieten und Flussauen und liefern Holz mit ausgeprägter, edler Maserung.