Zwei Männer halten Kräuter in Töpfen in den Händen und lächeln

Bio-Gärtnerei: Zu Besuch
bei den Kräuter-Brüdern

In der ostwestfälischen Bio-Gärtnerei Blu gedeihen jede Menge essbare Kräuter sowie seltene Obst- und Gemüsepflanzen. Die außergewöhnlichen Sorten der Brüder André und Mario Segler gibt's auch bei BAUHAUS.

Aroma-Bömbchen in Bio-Qualität

Hier Bierhopfen, da Pfirsich-Salbei und Prickelknöpfe, nebenan Cranberry und Naschzipfel: In der Bio-Gärtnerei Blu in Langenberg nahe Gütersloh reihen sich allerlei Aroma-Bömbchen zum Snacken, Würzen und Aufgießen. In 18 Gewächshäusern, rund zwei Hektar unter Glas, kultivieren André und Mario Segler neben besonderen Küchen- und Gartenkräutern auch jede Menge Gemüse- und Obstpflanzen in Bio-Qualität – natürliche Schönheiten von nah und fern mit lauter guten Inhaltsstoffen.

„So gesund kann lecker sein“, lautet das Motto der Brüder. „Probieren Sie mal“, fordert André Segler auf und knickt ein kleines Stück Salzkraut ab. Die Triebe schmecken tatsächlich intensiv salzig. „Ursprünglich wächst es wild an den Küsten von Nord- und Ostsee, Atlantik und Mittelmeer und wird auch Queller oder Meeresspargel genannt“, erklärt der Gärtner. „Man kann das Wildkraut roh oder gedünstet essen, am besten zu Fisch oder Gemüse. Eine klasse Alternative für alle, die salzarm essen müssen oder möchten.“

Ein Mann schiebt einen Rollwagen, beladen mit Kräutern, ein weiterer Mann steht vorne auf dem Wagen und hält sich mit den Armen fest Ein Mann schiebt einen Rollwagen, beladen mit Kräutern, ein weiterer Mann steht vorne auf dem Wagen und hält sich mit den Armen fest

Die Spezialisten für Raritäten

André Segler (51) leitet seit knapp 20 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Mario (52) die Gärtnerei. Der ältere verantwortet die Produktion, der jüngere den Vertrieb. 2005 haben sie zusammen den elterlichen Betrieb übernommen – und auf den Kopf gestellt. Aus einer Gärtnerei mit austauschbarem Zierpflanzen-Sortiment wurde „Blu“: ein Spezialist für Raritäten, die Körper und Geist guttun. Warum der radikale Schwenk in die Nische? „Ohne Profilschärfung“, so Mario Segler, „hätte der Betrieb vermutlich nicht überlebt.“

Bei der Neuorientierung war auch so was wie göttliche Fügung im Spiel. „Erinnern Sie sich noch an die Talkshow mit Pfarrer Jürgen Fliege?“, fragt der jüngere Segler-Bruder. Eine Folge, in der Aloe vera angepriesen wurde, hatte Anfang der Nullerjahre einen Hype losgetreten. Doch weil die Blattsukkulente in Deutschland noch wenig bekannt war, konnten die hiesigen Gärtnereien die explodierende Nachfrage nicht bedienen. „Das ist unsere Chance“, dachten die beiden Brüder damals und setzten auf den neuen Trend.

Zwei Männer stehen in einem Gewächshaus umgeben von Kräutern und halten jeweils einen gelben Topf in den Händen Zwei Männer stehen in einem Gewächshaus umgeben von Kräutern und halten jeweils einen gelben Topf in den Händen

Guter Riecher für Pflanzen

Das Fundament für Blu legte also eine dekorative Heilpflanze. Ihr Saft und Blattmark lässt sich unter anderem zu antibakteriellen und schmerzstillenden Gels verarbeiten. Die „Kategorie Essbares“ eröffnete kurz darauf Bärlauch – lange bevor er zum Trendkraut wurde. Auch mit dieser Wahl bewiesen die Brüder einen guten Riecher für Pflanzen mit Potenzial. Seitdem ist das Sortiment kräftig gewachsen.

Gut 100 der inzwischen 185 Sorten findet man in den BAUHAUS Fachcentren. Zu Klassikern wie Rosmarin oder Naschtomaten gesellen sich jede Menge außergewöhnliche Gewächse. Zum Beispiel Lakritz-Tagetes, deren Blätter intensiv nach Anis schmecken. Damit kann man süße wie salzige Speisen aromatisieren. „Selbst Getränken verleiht sie eine besondere Note“, weiß Mario Segler. Sein persönlicher Favorit ist das Afrikanische Zitronenkraut. Es schmeckt nicht nur super zitronig, sondern riecht auch so.

Zwei Männer stehen in einem großen Gewächshaus für Kräuter und betrachten eine Pflanze Zwei Männer stehen in einem großen Gewächshaus für Kräuter und betrachten eine Pflanze

Topseller in gelbgrünen Töpfen

Bei der Kundschaft von BAUHAUS steht die Physalis hoch im Kurs. „Der Topseller schlechthin“, sagt André Segler. Alles in allem bestücken die Ostwestfalen die Fachcentren jährlich mit Hunderttausenden Pflanzen. An den gelbgrünen Töpfen kann man sie sofort erkennen. In jedem klemmt ein Schild mit Steckbrief, Pflege- und Verwendungstipps. Die gesamte Jahresproduktion der Gärtnerei beläuft sich mittlerweile auf 4,5 Millionen Stück.

Weil die Nachfrage die Kapazität am Stammsitz längst übersteigt, produzieren die Seglers inzwischen an zwei weiteren Standorten. Die größere Gewächshausanlage liegt in Greffrath am Niederrhein, die kleinere in Leopoldshöhe nahe Bielefeld. Zusammen kommen die drei Produktionstätten auf rund sechs Hektar. Wären sie alle an einem Ort, würden sie fast so viel Raum einnehmen wie das größte Museum Europas: der Louvre in Paris.

Natürlicher Pflanzenschutz

In Langenberg steht das Kultivieren im Vordergrund. Weil es dafür viele geschickte Hände braucht, zuerst beim Einbringen des Saatguts in die Erde und später beim Umtopfen der Jungpflanzen, ist hier auch der größte Teil der rund 60-köpfigen Belegschaft im Einsatz. Zwischen Februar und Juni packen bis zu 20 Aushilfskräfte mit an.

Pflanzenschutz ist dabei das ganze Jahr ein Thema. Gegen Trauermücken, Läuse und andere Schädlinge setzen die Seglers etwa Pheromonfallen und Schlupfwespen ein. Chemische Keulen haben Hausverbot. „Naturnah und umweltschonend arbeiten wir schon immer“, sagt Mario Segler. „Und seit unserer Zertifizierung vor neun Jahren sind wir auch offiziell eine Bio-Gärtnerei und Mitglied im Verband von Bioland.“

Pflanzenpflege:
4 Tipps von den Bio-Gärtnern

Wie Pflanzen besser wachsen und länger halten: Das raten André und Mario Segler von der Bio-Gärtnerei Blu.

1. Staunässe vermeiden: Beim Umtopfen nur Töpfe oder Kübel mit einem Loch im Boden verwenden. Denn überschüssiges Wasser und Regenwasser müssen abfließen können. Bildet sich Staunässe, bekommen die Wurzeln keinen Sauerstoff und sterben ab. Die Blätter werden gelb oder braun.

2. Für Nährstoffe sorgen: Damit Gemüse im Topf Früchte bilden kann, braucht es etwas Unterstützung. Bio-Langzeitdünger versorgt die Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen. Fehlen sie, ist es zudem schlecht um die Ernte bestellt. Die Pflanzen verhungern, ihre Blätter färben sich hellgrün.

3. Standort gut aussuchen: Wo Pflanzen sich am wohlsten fühlen, wie viel Sonne oder Schatten sie vertragen, verrät das Etikett. Vor dem Einpflanzen sollten sich Gemüse, Kräuter & Co an die Außentemperaturen gewöhnen können – am besten ungefähr zwei Wochen an einem halbschattigen Ort. Ist es besonders kalt oder schon sehr warm, hilft eine Vliesabdeckung.

4. Natürlich helfen lassen: Wer Lebensraum für Nützlinge schafft, braucht keine chemische Keule. Blattläuse sind ein Festmahl für Marienkäfer, Vögel fressen Schnecken, Tausendfüßler vertilgen Schneckeneier. Auch Pflanzen tun Gutes: Lavendel vertreibt Ameisen und Kapuzinerkresse fängt Läuse ab.