Frau hält Salat in der Hand und beugt sich über Hochbeet auf dem Balkon

Home Farming: Die ersten Schritte zur
Selbstversorgung

Obst und Gemüse selber anpflanzen und die eigene Ernte genießen, das machen immer mehr Menschen. Probieren Sie es auch mal aus: Der Einstieg in die Selbstversorgung gelingt bereits auf dem Balkon in der Stadt – man braucht nicht zwingend einen Garten.

Orangefarbener Kürbis Orangefarbener Kürbis

Home Farming: der große Trend

Ein knackiger Salat mit frischen Tomaten, Gurken und Kräutern aus dem eigenen Garten? Klingt lecker und ist auch eine gute Sache. Denn wer selbst Obst und Gemüse anbaut, hat nicht nur die volle Kontrolle über das, was später auf den Tisch kommt. Es ist auch ein besonderes Gefühl, zu sehen, wie die zarten Pflänzchen sprießen, und dann deren reife Früchte zu ernten. Noch dazu schmeckt alles einfach viel besser, wenn es aus der privaten Frischetheke kommt.

Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen das Thema Selbstversorgung angehen. Und rein rechnerisch ist Home Farming für viele Gartenbesitzer auch möglich. Schon eine Fläche von rund 85 Quadratmetern pro Person reicht laut einer Studie des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft aus, um sich mit Gemüse, Kartoffeln und Obst aus eigenem Anbau zu versorgen.

Am besten fangen Sie erst mal klein an. Für Salat und Tomaten genügt schon ein Balkon. Und selbst die Fensterbank ist ein prima Platz für die Aufzucht frischer Kräuter. Stadtbewohner ohne Garten haben zudem die Möglichkeit, sich in Mietparzellen oder Gemeinschaftsgärten am Urban Gardening zu versuchen.

Tischchen auf dem Balkon umgeben von Salat und Kräutern in Töpfen Tischchen auf dem Balkon umgeben von Salat und Kräutern in Töpfen

Selbstversorgung auf dem Balkon

Ein üppiger Kräutergarten, süße Beeren direkt vom Strauch oder die Lieblingszutaten für den Salat – viele Sorten eignen sich wunderbar für die Anzucht im Kübel und gedeihen deshalb auch gut auf dem Balkon. Worauf Sie nur achten müssen: Klassische Küchenkräuter wie Thymian, Salbei oder Rosmarin mögen viel Sonne und freuen sich über eine nährstoffarme Erde. Tomaten, Paprika, Peperoni, Salatgurken oder Auberginen haben es dazu noch gern windgeschützt.

Direkt in den Balkonkasten können Schnitt- und Pflücksalate gesät werden. Sie sprießen schnell und benötigen nur wenig Pflege. Pflückt man jeweils nur die äußeren Blätter und lässt das Herz unbeschädigt, wachsen immer neue Blätter nach. So können Sie wochenlang erntefrischen Salat genießen – Home Farming at it’s best!

Frau steht im Gaeten neben Tomatenpflanze und wässert mit Gartenschlauch Beet Frau steht im Gaeten neben Tomatenpflanze und wässert mit Gartenschlauch Beet

Selbstversorgung aus dem Garten

Obstbäume, Sträucher voller Beeren, aber auch Bohnenranken, Zucchinipflanzen, Kürbisse und Tomaten – ein großer Garten bietet genug Platz für die komplette Selbstversorgung. Vorausgesetzt, die Qualität des Bodens passt und man ist bereit, viel Zeit im und mit seinem Garten zu verbringen. Um den Aufwand realistisch einzuschätzen, sollte man klein anfangen und die Anbaufläche lieber Schritt für Schritt erweitern.

Für die Planung hilft zudem eine über mehrere Wochen geführte Liste mit den Mengen, die tatsächlich verzehrt werden. Kennt man dann noch die Aussaat- und Pflanzzeiten der verschiedenen Gemüse, können die Kulturen dann zeitlich und räumlich so effektiv auf dem Beet eingesetzt werden, dass so wenig Leerstand wie möglich herrscht.

Bepflanztes Hochbeet aus Holz im Garten Bepflanztes Hochbeet aus Holz im Garten

Das Hochbeet und seine Vorteile

Gut für die Pflanzen und den eigenen Rücken – ein Hochbeet hat überzeugende Vorteile. In der Konstruktion erwärmt sich die Erde durch den kompakten Schichtaufbau und die äußere Begrenzung nicht nur früher, die Temperatur liegt dank des fortwährenden Verrottungsprozesses auch ganzjährig etwa vier Grad höher als im Boden. Das beschleunigt die Keimung, fördert das Wachstum der Pflanzen und hat im Vergleich zu Freilandkulturen und bei gleicher Fläche einen wesentlich höheren Ertrag zur Folge.

Dazu sind Hochbeete unabhängig vom Untergrund und ermöglichen die Nutzung von geschädigten oder versiegelten Böden als Anbaufläche. Und dass es sich in aufrechter Position viel bequemer gärtnert, versteht sich von selbst.

Kartoffelpflanze im Sack im Garten Kartoffelpflanze im Sack im Garten

Kartoffeln im Sack anpflanzen

Eigene Kartoffeln ernten – das klappt auch im Kleinen. Sie brauchen nur eine keimende Kartoffel und einen Sack Pflanzenerde. So geht‘s: Aus dem Sack etwa ein Drittel Erde entfernen, die Kartoffel mit zehn bis 15 Zentimetern Erde bedecken. An einem sonnigen Platz und unter regelmäßigem Gießen zeigen sich nach einer Weile die ersten Blätter.
Sind die Pflänzchen etwa fünf bis zehn Zentimeter hoch, wird „angehäufelt“, also das Grün komplett mit Erde bedeckt. Den Vorgang noch ein- bis zweimal wiederholen, danach die Pflanze wachsen und blühen lassen. Sind die Blätter verwelkt, wird es Zeit, die Ernte auszubuddeln.

„Gute Erde, kein Frost“ –
was beim Home Farming wichtig ist

Gartenexpertin Sandra Jägers erklärt, wie Selbstversorgung auch nachhaltig ein Erfolg wird.

BAUHAUS: Wie starte ich am besten in das Thema Home Farming?
Sandra Jägers: Zuerst schauen, wie viel Platz zur Verfügung steht, und vorab eine Skizze vom Beetplan machen. Also eine Liste erstellen mit Pflanzen, die man vorzieht, und solchen, die man als Jungpflanzen kauft, und dann planen, was wo ins Beet kommt. So sieht man auch, welche Pflanzen gute Beetnachbarn sind und sich gegenseitig im Wachstum positiv beeinflussen.

Welches Obst oder Gemüse eignet sich für Einsteiger?
Ganz einfach: das eigene Lieblingsobst oder -gemüse! Dann ist die Motivation und später auch die Freude über die erste Ernte umso größer. Wirklich einfach anzubauen ist Pflücksalat, der direkt im Topf ausgesät wird, schnell wächst und damit auch zügig geerntet werden kann. Wer etwas mehr Platz hat, dem empfehle ich Zucchinipflanzen. Die gedeihen ebenfalls schnell, und man erzielt pro Pflanze eine beachtliche Ernte.

Wer Beerenobst mag, kann sich selbst auf einem kleinen Balkon über regelmäßigen Nachschub freuen. Dafür eignen sich platzsparende Erdbeeren, die herunterranken, und Himbeeren. Hier gibt es sehr kompakt wachsende Sorten, denen ein Kübel vollkommen genügt.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Aussaat?
Orientieren Sie sich an den Angaben auf den Samentütchen. Da steht alles Wesentliche drauf. Viele Sorten kann man ab Ende Februar, Anfang März, wenn die Tage wieder etwas länger werden, auf dem Fensterbrett vorziehen. Dann sind die Jungpflanzen ab Mai groß genug, um ins Freiland umzuziehen.

Ende Februar, Anfang März ist auch der geeignete Zeitpunkt, um mit der Direktsaat im Freien zu starten. Da die jungen Pflänzchen keinen Frost vertragen, sollten Sie unter einer Frühbeethaube oder einem speziellen Vlies vor Temperaturen um den Gefrierpunkt herum geschützt werden.

Was ist sonst noch wichtig?
Gute Erde mit dem passenden Nährstoffgehalt nutzen. Und unbedingt den Wetterbericht im Blick behalten – denn ein später Frost kann schon mal die halbe Ernte vernichten.

Sandra Jägers schreibt in ihrem Blog grüneliebe.de über Gartenthemen. Ihre Bücher „Ernte gut, alles gut!“ und „Keine Zeit zu gärtnern“ sind 2021/22 erschienen. Bei Instagram ist sie unter @grueneliebe_miss_greenball zu finden.