Alexander und Stefanie im Schnee

Auf großem Fuß:
Schneeschuhwandern im Kleinwalsertal

Schneeschuhlaufen ist Entschleunigung pur. Doch wie fit muss ein Anfänger sein, um sich auf die erste Tour zu wagen? Und welche Ausrüstung ist dafür nötig? Unser Autor Alex stapft im Kleinwalsertal zum ersten Mal auf großem Fuß durch weiße Weiten – und ist begeistert von der Ruhe und dem Einklang mit der Natur. Ein Erfahrungsbericht.

Alexander schnürt Schneeschuh Alexander schnürt Schneeschuh

Einfach anziehen und loslaufen

Ich zurre die Verschlüsse links und rechts fest, nehme die Stöcke in die Hand – und los geht’s. Gemeinsam mit Stefanie, einer Freundin von mir, mache ich mich im Kleinwalsertal im österreichischen Vorarlberg auf den Weg vom Ifen-Parkplatz zur Schwarzwasserhütte.

Zum ersten Mal in meinem Leben gehe ich Schneeschuhwandern. Meine anfänglichen Bedenken lösen sich mit den ersten großen Fußabdrücken, die ich im Schnee hinterlasse, in trocken-kalte Winterluft auf. Denn eine große Eingewöhnung ist nicht nötig. Schneeschuhlaufen ist wie wandern – nur eben mit größeren Füßen.

Über eine zugeschneite Brücke wandern Über eine zugeschneite Brücke wandern

Schneeschuhwandern vor traumhafter Kulisse

Wir kommen flott voran. Meistens. Denn immer wieder bleiben wir stehen, schauen uns um, genießen die traumhafte Kulisse der Allgäuer Alpen. „Das Schneeschuhwandern ist eine tolle Möglichkeit, die Winterlandschaft zu erleben – und eine sehr entschleunigte Form des Bergsports“, sagt Manfred Scheuermann.

Er ist beim Deutschen Alpenverein (DAV) zuständig für das Thema Wintersport und Naturschutz und selbst begeisterter Tourengeher. Gerade weil man es zusammen mit Freunden und Familie unternehmen kann und die Einstiegshürde sehr gering ist, gewinnt das Schneeschuhwandern in den letzten Jahren immer mehr Freunde.

Spuren im Schnee Spuren im Schnee

Verträglich für Natur und Wildtiere

Ob Mittelgebirge wie Odenwald, Harz, Schwarzwald, Taunus, Eifel oder Rhön, ob im Voralpenland oder im Hochgebirge – Schneeschuhwanderer können überall schöne Winterlandschaften genießen. Dabei gilt es wie beim Skitourengehen einiges zu beachten, um die Natur zu schützen.

„Vor allem morgens und abends sollte man in der Dämmerung nicht in sensiblen Gebieten unterwegs sein“, erklärt Scheuermann. Generell bedeutet das: an den üblichen Routen orientieren und nicht abseits der Wege laufen. Vor allem Bereiche wie die Baumgrenze sollte man möglichst schnell hinter sich lassen. Denn hier leben Gebirgshühner wie das Raufußhuhn und andere Tiere wie Schneehasen und Gamswild, die durch Wanderer gestört werden.

Lawinenwarngerät Lawinenwarngerät

Lawinen sind auch beim Schneeschuhlaufen eine Gefahr

Und wie sieht es mit dem Thema Sicherheit aus? Steffi und ich haben uns vorsichtshalber eine Lawinenausrüstung eingepackt. Eine gute Entscheidung, so Scheuermann. „Alle, die sich in alpines Gelände begeben, sollten Erfahrung mitbringen und die alpinen Gefahren einschätzen können, Unerfahrene sich besser einer geführten Gruppe anschließen“, betont der DAV-Experte.

„Es geht vor allem um die Lawinengefahr, aber auch um Wetterstürze, Kälte, Sturm oder die Gefahr, auf steilen Hängen mit hartem Schnee abzurutschen.“ Schwierige oder gefährliche Stellen bleiben uns auf unserer Tour erspart. Stattdessen: Neuschnee, soweit das Auge reicht, bis zu den Dächern eingeschneite Berghütten und die markanten, felsigen Umrisse des Ifenplateaus.

Schneeschuh wird angehoben Schneeschuh wird angehoben

Es braucht nicht viel Ausrüstung

In Sachen Ausrüstung hat man bei einfachen Touren nicht viel Aufwand. Passende Kleidung, die vor Wind und Kälte schützt, ein paar Skistöcke, eine Sonnenbrille, festes Schuhwerk – das ist es eigentlich schon. Abgesehen von den eigentlichen Schneeschuhen, die Du in einfacher Ausführung sogar selber machen kannst.

Mit ihren Vorfahren haben die modernen Modelle bis auf die Form heute nur noch wenig gemein. Nutzten Trapper und Goldsucher vor Hunderten von Jahren gebogene Hölzer als Rahmen und bespannten diese mit Lederriemen für besseren Grip und eine größere Oberfläche, bestehen Schneeschuhe heute überwiegend aus Kunststoff oder Aluminium.

Stefanie und Alexander bei der Pause Stefanie und Alexander bei der Pause

Pause mit zünftiger Jause

Im Gegensatz zu einer Skitour – das stellen wir schnell fest – ist beim Schneeschuhwandern Entschleunigung angesagt. Und wie könnte man besser entspannen als bei einer ausgiebigen Jause? Mit Brot, Käse, Speck und allem, was eben dazugehört.

Auf dem Rückweg wird uns bewusst: Beim Schneeschuhwandern kommt es nicht auf eroberte Gipfel und rasante Abfahrten an. Kein höher, schneller, weiter. Es geht um Genuss, um Ruhe, um das sportliche Erlebnis im Einklang mit der Natur. Der Weg ist das Ziel. Und der ist wunderbar.

10 Tipps
fürs Schneeschuhwandern

Sicher und naturschonend auf Schneeschuh-Tour? Das sind die Empfehlungen des Deutschen Alpenvereins (DAV):

1. Fitness: Die wertvollen Belastungsreize für Herz, Kreislauf und Muskeln setzen Gesundheit und eine ehrliche Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand außer Atem kommt.

2. Planung: Wanderkarten- und führer, Internet und Experten informieren über Routenverlauf, Länge, Höhendifferenz und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht. Und frage Dich: Passt die Tour zu meinem Können?

3. Ausrüstung: Passe Deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen und dem konkreten Tourenziel an. Abseits von gesicherten Wanderwegen sind LVS-Gerät, Sonde und Schaufel sowie ihre sichere Handhabung Standard. Ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112).

4. Lawinensituation: Informiere Dich vor der Tour über die Lawinengefahr! Verzichte auf Touren bei Gefahrenstufe 4 und 5.

5. Lawinenrisiko: Geschlossener Wald ist ein verlässlicher Lawinenschutz. Aber achte auf den Übergangsbereich zum freien Gelände und Waldschneisen sowie auf Gefahrenzeichen und Gefahrenstellen, z. B. Steilhänge und deren Auslaufbereich.

6. Orientierung und Pausen: Es ist wichtig, den Umgang mit Karte, Höhenmesser, App oder GPS zu beherrschen. Rechtzeitige Rast dient der Erholung. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten.

7. Abstand halten: Abstände dienen der Entlastung der Schneedecke und der Schadensbegrenzung. Halte Entlastungsabstände von mindestens zehn Metern beim Aufstieg und im Auslaufbereich von Steilhängen ein und quere Rinnen einzeln.

8. Absturzrisiko: Steilhänge, hartgefrorene Schneedecke und felsdurchsetztes Gelände können bei Schneeschuhtouren und Winterwanderungen zu gefährlichen Situationen führen.

9. Gruppengröße: Kleine Gruppen (bis maximal 6 Personen) sind flexibler und handeln koordinierter als große Gruppen. In der Gruppe zusammenbleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen!

10. Natur: Das Gebirge bietet einen wertvollen Freiraum zum Bewegen in einzigartiger Wildnis. Nimm Rücksicht auf Wildtiere, respektiere Schutzgebiete und betrete keine Aufforstungsflächen. Lass keine Abfälle zurück und vermeide Lärm.

Weitere Infos zum Thema Schneeschuhwandern gibt es hier.