Mit Glut und Hammer: Mirko Günther
schmiedet historische Äxte und Schwerter

Hitze, Schweiß und Dreck – das nimmt Schmied Mirko Günther gerne auf sich, um in seiner „Hammerschmiede“ im sächsischen Pleißa Werkzeuge wie im letzten Jahrhundert zu schmieden. Er ist einer der letzten in Deutschland, der so arbeitet.

Fotos: Jessica Jungbauer

Am besten schmiedest Du, wenn Du vollkommen ausgeglichen bist und den Kopf ausschalten kannst.

Mirko Günther

Einer der letzten Schmiede

„Äxte, die wir hier herstellen, sind in sogenannter Freiform-Technik geschmiedet. Wir pressen sie nicht einfach in eine Form hinein“, erklärt Mirko Günther (47) und zieht sich seine Schutzbrille auf.

Die wird er am Ofen brauchen, wenn er eine Axt schmiedet. Mirko ist einer von etwa fünf Schmieden in Deutschland, die noch Werkzeuge wie vor hundert Jahren frei von Hand herstellen.

Seine „Hammerschmiede“ steht in Pleißa in Limbach-Oberfrohna, Sachsen.

Schmieden kostet Zeit und Schweiß

Eine gelb-blaue Flamme umhüllt das Metall, das bei 1200 Grad zu glühen beginnt. Um das Feuer herum stehen riesige, mit Ruß bedeckte Geräte, die noch aus dem vorherigen Jahrhundert stammen – alles „Oldtimer“.

Besonders der Lufthammer begeistert Mirko nach wie vor: „Er ist die effektivste Maschine, auf dem letzten Entwicklungsstand des Schmiedehandwerks. Und er hat eine brachiale Kraft.“ Mirko pickt mit der Zange immer wieder ins Feuer hinein, um zu schauen, wann der Stahl heiß genug zum Schmieden ist. Erste Schweißperlen glitzern auf seiner Stirn.

Dann packt er das glühende Stück Stahl mit der Zange und schwenkt es schnell zu den Lufthämmern. Gleich drei von ihnen schlagen abwechselnd auf den Stahl ein und formen so das Metall.

„Die Werkzeuge im Lufthammer sind die gleichen wie bei einem Handhammer. Es gibt die Finne und die Bahn“, erläutert Mirko.

Höchste Konzentration am Lufthammer

Zuerst klemmt er das leuchtend rote Metall zwischen den Lufthammer mit den zwei Bahnen. Glatte Oberflächen, die von oben und unten auf den Stahl schlagen.

Mirko hebt das Eisen wieder ins Feuer. Dann kommt der zweite Lufthammer mit den Finnen zum Einsatz. Er fährt auf das Metall herunter, um die Spitze der Axt zu formen. „Das ist sozusagen das Nudelholz. Wie beim Pizzateig ausrollen“, sagt Mirko.

Er bleibt konzentriert. Jede Bewegung bei ihm sitzt. Schon die kleinste Abweichung könnte Verbrennungen verursachen. Immer und immer wieder saust der Hammer mit hoher Geschwindigkeit auf den Stahl nieder. Ein Geruch nach Metall und Maschinenfett macht sich breit.

Ein drittes Mal legt Mirko das Metall ins Feuer und lässt es zwischen den Lufthämmern formen. Langsam lässt sich die Form einer Axt erkennen.

400 Schläge, bis das Metall geformt ist

„Am besten schmiedest Du, wenn Du vollkommen ausgeglichen bist und den Kopf ausschalten kannst. Wenn Du mit Ärger oder Streit hier reinkommst, dann sieht es danach auch so aus“, sagt Mirko.

Am Ende des Tages sind es in der Schmiede 30 Grad und am Feuer selbst 70 Grad. 300 bis 400 Schläge hämmern auf das Metall, bis daraus eine Axt wird. Und dann ist sie noch lange nicht fertig.

Sie muss geschnitten, geschliffen, noch einmal erwärmt und im Ölbad abgeschreckt werden. Nur so sind die Klingen wirklich stabil. Zum Schluss wird der Holzstiel eingeführt.

Wie hat Mirko das Schmieden gelernt?

Mirko hat die Schmiede 2003 eingerichtet. Schon als Kind hatte er sich fürs Schmieden begeistert und seinen ersten Hammer von seinem Großvater bekommen. Wie aber hat er das jahrhundertealte Wissen erworben?

Der Schmied aus Sachsen fuhr zu alten Schmiedemeistern, die ihm ihr Wissen weitergegeben haben. Heute schmiedet er historische Wikinger-Äxte, nordische Fälläxte aus dem 6. Jahrhundert, Rabenschnabel-Reiterhammer von 1400 – das Spektrum ist breit. Zuletzt hat er sogar eine Axt aus einem Computerspiel nachgebaut.

Der Klassiker der „Hammerschmiede“ ist aber die schwere Spaltaxt – als Bartaxt oder Doppelbartaxt. Jäger und Förster wissen das Werkzeuge des Schmiedes zu schätzen. Und Manager, die Stress abbauen müssen.

Neben Firmen-Events veranstaltet Mirko Kindergeburtstage in seiner Hammerschmiede. Um zu zeigen, wie früher geschmiedet wurde und um die Tradition aufrecht zu erhalten.