Kanubauer Fritz Siepen
Besonders wenig Gewicht und äußerst stabil: Fritz Siepen baut in Wuppertal Kanus und Kajaks wie die Ureinwohner Grönlands. Mit seinen Workshops und selbst entwickelten Konstruktionsplänen begeistert er auch andere für seine Leidenschaft.
Lebenslauf mit vielen Wendungen
Wie ein Fluss seine Kurven und Schlingen hat, zeugt auch der Lebenslauf von Fritz Siepen von mancher Wendung. Der Kanubauer aus Wuppertaler studierte Landschaftsarchitektur, war Forschungstaucher, gab Kurse für analoge Fotografie und kam schließlich übers Holzhandwerk zum Bootsbau. „Wasser, Natur, Sport, traditionelles Handwerk und moderne Technik – für mich kommt da viel Schönes zusammen“, schwärmt er.
Gerade trägt er sein selbst gebautes Boot zur Wupper. Es ist gut fünf Meter lang und mit zwölf Kilogramm trotzdem leicht genug, dass er es locker mit einer Hand greifen kann. Das liegt an der filigranen Bauweise, an der stoffbespannten Rahmenkonstruktion. Diese sogenannte Skin-on-Frame-Konstruktion gehe zurück auf die Kajaks der Ureinwohner Grönlands, erklärt der 36-Jährige. „Über Jahrhunderte hat man rund um den Polarkreis solche Boote gebaut – aus Holz, Knochen und Robbenleder.“
Die Lust aufs Selbermachen
Gut zehn Jahre ist es her, dass Fritz sein erstes Kanu zusammengezimmert hat – damals mit seinem Bruder Calle. „Die Begeisterung fürs Selbermachen haben wir vom Vater und vom Opa geerbt“, erzählt Fritz. Über die Jahre wurden die Ambitionen größer. „Und der Kanubau“, sagt er, „ist ideal für Holzhandwerker, die die nächste Herausforderung suchen. Es gibt kaum rechte Winkel und man erlernt viele neue Techniken.“
Die Skin-on-Frame-Methode, nach der Fritz heute seine Boote baut, hat entscheidende Vorteile:
• Mit der Technik lassen sich Boote selbst für Einsteiger vergleichsweise schnell bauen.
• Es ist kaum spezielles Werkzeug erforderlich. Handhobel, Säge und Feile – viel mehr braucht es nicht.
• Die Konstruktion kommt fast ganz ohne Leim oder Schrauben aus. Die Holzleisten des Rahmens werden lediglich verknotet. So steckt das fertige Boot selbst harte Stöße weg – die Sehne gibt nach, wo Leim und Schrauben reißen können.
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Länger gleich schneller
Auf der Wupper demonstriert Fritz, was sein Seekajak sonst noch ausmacht: Mit wenigen Zügen bringt er es auf Tempo. „Länge läuft“, heißt es beim Paddeln. Schlanke Seekajaks halten leichter die Spur, lassen sich schneller und länger paddeln. Sie sind dadurch zwar weniger wendig als die kürzeren, flacheren Freizeitkajaks, es macht sie aber zum idealen Gefährt für lange Touren auf großen Gewässern und auf See.
Seine letzte größere Tour – mit Ehefrau Claudia durch Schweden – ist schon eine Weile her. Der zweifache Vater hat dafür den Kanubau inzwischen vom Hobby zum Beruf gemacht: Er entwirft und fertigt Boote im Auftrag, veranstaltet eigene Workshops. Vor allem aber vertreibt er selbst entwickelte Anleitungen, Pläne und Bausätze. Das nötige Wissen hat er sich aus Büchern und dem Internet geholt.
Holz vom Riesen-Lebensbaum
Für seine vorgefertigten Bausätze lässt der Kajak-Experte die Querspanten und andere Konstruktionsteile von einem örtlichen Unternehmen auf der CNC-Fräse herstellen. Das komplette Set kommt dann als flaches Paket per Post. „Man kann sich das aber auch alles mit der Stichsäge selbst aussägen.“ Die nötigen Baupläne im Maßstab 1:1 hat er in seinem Webshop „zedernrot“.
Für die langen Holzleisten längs der Konstruktion, namentlich Kielleiste, Stringer und Dollborde, schwört Fritz auf Western Red Cedar: „Es gibt dafür einfach nichts Besseres.“ Das Holz stammt aus Nordamerika, und zwar vom Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata), ist sehr leicht, praktisch astfrei und resistent gegen Fäulnis.
Preiswert zum Premium-Boot
Für die Außenhaut rät Fritz zu speziell verwebtem Nylon, das er mit einem Polyurethanlack versiegelt. Ordnerweise Stoffmuster zeugen von Hunderten Tests in Sachen Gewebe, Lackrezeptur und Pigmentmischung, ehe er sein perfektes Skin fand. „Selbst scharfe Steine können dem nichts anhaben“, versichert er.
Vergleichbar leichte und leistungsfähige Seekajaks aus Kohlefaser kosteten schnell mehrere Tausend Euro, sagt Fritz. Mit einem Skin-on-Frame-Eigenbau sei man viel günstiger dabei. Selbst mit einem von ihm in Handarbeit vorgefertigten Leisten-Set lässt sich so ein Siepen-Seekajak innerhalb eines Monats für rund 1500 Euro nachbauen. Wer mehr Handgriffe tätigt und preiswertere Hölzer nimmt, kommt sogar für noch weniger Geld zum eigenen Boot.