Tiny Forests: MIYA pflanzt Mini-Wälder
Mehr Natur für unsere Städte, mehr tun für Umwelt, Bildung und Gemeinschaft: MIYA forest e.V. pflanzt Mini-Wälder in ganz Deutschland. Erfahre hier mehr über die Vorteile der Miyawaki-Methode und was auch Du im Kleinen für den Schutz des Waldes tun kannst.
Start der großen Pflanzaktion!
An einem klaren Morgen versammelt sich eine Gruppe Kinder und Erwachsene an der viel befahrenen Berliner Allee in Darmstadt. Obwohl sie sich mitten in der City befinden, ist die Luft erfüllt mit dem Duft frisch umgegrabener Erde.
Ausgestattet mit Spaten und Gummistiefeln begrüßen sie einander mit erwartungsvollem Lächeln. Vor ihnen liegen rund 700 Setzlinge, 27 heimische Baum- und Straucharten aus einer regionalen Baumschule.
Das Team von MIYA erklärt das Vorgehen für die nächsten Stunden, während die Kinder aus einer Schule in der Nähe ungeduldig im matschigen Boden stochern. Sie warten darauf, gleich gemeinsam die Erde wegzuschaufeln und einen kleinen Wald zu pflanzen: einen Tiny Forest.
Was ist ein Tiny Forest?
„Ein Tiny Forest ist ein waldähnliches Ökosystem im Miniaturformat, den wir auf mindestens 100 Quadratmetern im städtischen Raum pflanzen“, erklärt Tabea Selleneit, eines der Vorstandsmitglieder bei MIYA. Nach jeder Pflanzaktion entsteht innerhalb kurzer Zeit eine grüne Oase, die für Vögel, Schmetterlinge und Insekten zum Lebensraum wird. Außerdem hat der Tiny Forest eine kühlende Wirkung, speichert CO2 sowie Wasser und nimmt Schadstoffe auf.
25 solcher Tiny Forests hat der gemeinnützige Verein MIYA mit Sitz in Eberswalde (Brandenburg) seit März 2021 in Deutschland auf den Weg gebracht. Das macht insgesamt rund 27.000 Bäume. Und es werden zunehmend mehr: Gemeinden kommen in immer kürzeren Abständen auf MIYA zu, damit sie die kleinen, dicht bepflanzten Wälder für sie planen, die Böden prüfen und die Pflanzaktionen mit Freiwilligen durchführen.
Ganz schön clever: die Miyawaki-Methode
Beim Pflanzen der Bäume setzt der Verein die sogenannte Miyawaki-Methode um. Sie ist nach dem japanischen Botaniker Akira Miyawaki benannt, der den Tiny Forest erfunden hat und an dessen Namen auch der Vereinsname MIYA angelehnt ist. Dank seiner Methode wachsen die Tiny Forests deutlich schneller, dichter und biodiverser als ein herkömmlicher Wald. Somit lässt sich möglichst schnell ein intaktes Ökosystem an einem Ort aufbauen, der vorher nur Brachfläche war.
„In der Praxis sieht das dann so aus, dass wir eine Auswahl heimischer und an das Klima angepasster Baum- und Straucharten sehr eng nebeneinander pflanzen“, sagt Tabea Selleneit. Dadurch konkurrieren die Pflanzen um Licht, Wasser und Nährstoffe und wachsen deutlich schneller.
Was leistet ein Tiny Forest?
Sieben entscheidende Vorteile – die Grafik zeigt den Aufbau eines Tiny Forests nach der Miyawaki-Methode:
- Die hohe Vielfalt heimischer Pflanzen im Mini-Wald bietet einen Lebensraum für Flora und Fauna.
- Tiny Forests kühlen, sorgen für ein gutes Mikroklima und schützen vor extremer Hitze.
- Durch die dichte, mehrschichtige Vegetation, aber auch durch die Wurzeln sowie die Förderung des Oberbodens speichern Tiny Forests doppelt so schnell CO2 – verglichen mit traditionell aufgeforsteten Flächen.
- Bäume filtern Schadstoffe wie Stick- und Schwefeloxide aus der Luft und entziehen ihr Feinstaubpartikel.
- Die Waldinsel nimmt Wasser wie ein Schwamm auf, speichern es und wirkt als Rückhaltefläche bei Starkregen.
- Der Boden wird mit Mikroorganismen und Mykorrhiza-Pilzen beimpft, um die mikrobiologische Aktivität des Waldes zu erhöhen.
- Terra Preta ist ein Nährstoffsubstrat, das nach Vorbild indigener Hochkulturen der Amazonasregion aus mikrobiologisch aktivierter Pflanzenkohle, Ton- und Gesteinsmehlen sowie Kompost besteht. Diese Erde dient der Erhöhung des Nährstoffhalte- und Wasserspeicherungs-Vermögens sowie der Anreicherung von Dauerhumus.
Von der Schulbank in die Miyawaki-Wälder
Tabea und ihr Team setzen die Bäume – darunter Traubeneiche, Winterlinde, Feldahorn, Eberesche und Hainbuche – nicht allein. Das Einbeziehen von Schulklassen und interessierten Bürgern ist ebenfalls Teil der Miyawaki-Methode. „Die Menschen, die bei den Pflanzaktionen dabei sind, bringen sich aktiv in die Gestaltung ihrer Stadt ein“, so Selleneit.
Gerade für Kinder sei das wichtig. Deswegen veranstaltet MIYA auch regelmäßig Bildungsaktionen an Schulen und anderen Einrichtungen, bei denen sie erklären, warum wir Natur und Wälder brauchen – selbst wenn man in der Stadt auf begrenzter Fläche lebt.
MIYA: Der Verein hinter den Tiny Forests
Aktuell arbeiten fünf Menschen für den Verein. Dafür, dass das alles aus der Recherche für eine Bachelorarbeit entstanden ist, haben sie jetzt schon viel verändern können. Die knapp 27.000 gepflanzten Bäume sind der beste Beweis.
Für die Zukunft denkt MIYA aber noch größer: So arbeitet das Team an der Renaturierung von großen Flächen im urbanen Raum, plant Biodiversitätsparks mit Blühwiesen – und hat einen besonderen Traum: ein großes Bildungszentrum, in dem sie all ihr Wissen an zukünftige Generationen weitergeben können. Bleibt zu hoffen, dass er bald in Erfüllung geht.