„Wir unterstützen die Natur.“
Von den Aufgaben eines Försters

Wo sitzt eigentlich der Wachstumsmotor eines Baums, wie stark ist der heimische Wald vom Klimawandel betroffen, und was genau ist ein Zukunftsbaum? Einer, der es wissen muss, ist Benedikt Pum. Der Forstingenieur spricht beim Waldspaziergang über Pflichten und Aufgaben eines Försters.

Eine Analyse des Waldes

Benedikt Pum steigt aus seinem Auto, das er auf einem Waldparkplatz abgestellt hat. Er geht zwischen den Bäumen hindurch, bis er den Parkplatz nicht mehr sieht – dann hält er inne. „Ich versuche immer erst mal, einen Wald und dessen Baumbestand auf mich wirken zu lassen“, sagt er.

Dabei geht es dem studierten Forstingenieur weniger um Spirituelles, vielmehr sind es ganz verschiedene Faktoren, die Pum analysiert: Standort, Bodenbeschaffenheit, vorherrschende Baumarten, Sonneneinstrahlung, eventueller Schädlingsbefall und vieles mehr.

Eine Frage ist für ihn elementar: „Welche Baumarten können an dieser Stelle in 20, 50 oder 100 Jahren noch stehen und gedeihen?“ Die Antwort darauf, sagt Pum, ist von Wald zu Wald unterschiedlich.

Von der Elektrotechnik zur Forstwirtschaft

Sein Interesse für den Wald und die Natur wurde bereits früh geweckt: nämlich noch zu Schulzeiten. Damals, kurz vor der Jahrtausendwende, als Orkan „Lothar“ über Deutschland fegte, unzählige Bäume entwurzelte und ganze Landstriche verwüstete, wurden Pum die Folgen des Sturms in dem kleinen Privatwald seiner Familie deutlich vor Augen geführt.

Neun Jahre später, noch während seines Studiums, machte er sich dann mit einem Forstunternehmen selbstständig. „Mir war schon immer klar, dass ich mein eigener Chef sein möchte“, erzählt der 34-Jährige und lacht. In Offenburg hatte er zunächst zwei Semester lang Elektrotechnik studiert, doch jedes Mal, wenn er aus dem Fenster auf den Schwarzwald schaute, wurde ihm bewusst, dass er eigentlich etwas anderes, etwas Praktischeres und Naturnäheres, machen wollte. Er kehrte der Elektrotechnik den Rücken und studierte Forstwirtschaft an der Hochschule Rottenburg.

Heute hat er dort selbst zwei Lehraufträge inne und leitet sein eigenes Unternehmen mit zehn Mitarbeitern an zwei Standorten in Baden-Württemberg. In den Wald kommt Pum immer noch regelmäßig. Schließlich gibt es dort viel zu tun.

Nur wenige Privatwälder in Baden-Württemberg

„Der Anteil an Privatwald ist bei uns überschaubar“, erzählt Pum. Nur etwa fünf Prozent der von ihm bewirtschafteten Wälder sind in Privatbesitz. Der Großteil – rund 80 Prozent – ist in kommunalem Besitz, der Rest staatlich.

Doch was genau gehört zu den Aufgaben eines Försters und dementsprechend auch eines Forstunternehmens?
Grob gesagt: alles, was mit dem Wachstum und der Ernte von Bäumen zu tun hat.

Wichtige Aufgaben eines Försters

Los geht es mit dem Pflanzen von Bäumen und der Auswahl der richtigen Arten. Zwischen vier und acht Baumarten verwendet man meist auf einer Fläche, erklärt Pum. Dadurch entstehen sogenannte Mischwälder.

Doch auch die Pflege von Bäumen in urbanen Gebieten gehört zur täglichen Arbeit seines Unternehmens. Vom fachgerechten Baumschnitt über den Einbau sogenannter Kronensicherungen bis hin zur Totholz-Entnahme in schwindelerregender Höhe.

Auch das Fällen von Bäumen, das Entfernen ihrer mitunter riesigen Wurzeln, die Entsorgung des Grünschnitts und die Transportlogistik gehören zu den Aufgaben.

Hinzu kommen Schulungen zum Thema Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz. Theoretischer geht es zu, wenn Bewirtschaftungskonzepte für Waldflächen erstellt werden müssen.

Ob ein Baum gesund ist und auch den nächsten Sturm sicher übersteht, prüft Pum im Rahmen von Baumgutachten. Diese werden meist für Bäume an Landstraßen oder in der Nähe von Park- oder Spielplätzen erstellt, um ihre Verkehrssicherheit zu prüfen. In einem Wald hingegen gibt es keine einzelnen Baumgutachten. Hier setzt man auf die ganzheitliche Bestandsaufnahme. Der Fachbegriff: Forsteinrichtung.

Gibt es einen Zukunftsbaum?

Und damit sind wir wieder am Anfang der Geschichte, nämlich bei der Frage: Welche Baumarten können in einer bestimmten Region in 20, 50 oder 100 Jahren noch stehen und gedeihen?

Pum betrachtet die Bäume genau, macht gelbe Markierungen an manche von ihnen. „Das sind sogenannte Zukunftsbäume“, sagt er. Sie erfüllen drei relevante Kriterien, Vitalität, Stabilität und Qualität, und könnten hier über Jahrzehnte hinweg prächtig gedeihen.

Also werden sie in ihrem Wachstum unterstützt. Kranke oder befallene Bäume in ihrem Umfeld oder solche, die schon zu vertrocknen drohen und den Zukunftsbäumen viel Sonne oder Platz zum Wachsen nehmen, werden ebenfalls markiert und in den nächsten Wochen von Pums Kollegen gefällt. Vor allem die Krone gibt Pum Auskunft über die Zukunftsfähigkeit des Baums. „Die Krone ist sein Wachstumsmotor – je größer die Krone und je dicker der Stamm, umso stärker sind auch seine Wurzeln“, erklärt der Forstingenieur.

Die Baumart macht den Unterschied

Welche Baumart als Zukunftsbaum geeignet ist, hängt von Faktoren wie der Lage des Waldes und der Bodenbeschaffenheit ab. „Das unterscheidet sich je nach Region sehr stark.

Zu unserem Arbeitsgebiet gehört beispielsweise die Rheinebene auf etwa 190 Höhenmetern mit sehr sandigen Böden. Im Schwarzwald bewirtschaften wir aber auch Wälder auf 1.000 oder 1.200 Meter Höhe.

Während wir am Oberrhein viele Eichen, Spitzahorn oder Hainbuchen anpflanzen, setzen wir in den Vorbergzonen verstärkt auf Wildkirsche, Kastanie oder auch die Buche.“

Ein Wald ohne menschliche Einmischung?

„Generell muss man sagen: Der Wald braucht den Menschen nicht. Er käme auch gut ohne uns zurecht – aber sobald man wirtschaftliche Ansprüche hat und Wertholz erzeugen will, sind gewisse Eingriffe sinnvoll.

Wir versuchen, diese so naturnah wie möglich zu gestalten und die Natur zu unterstützen“, sagt Pum.

Klimaauswirkungen auch in deutschen Wäldern sichtbar

Ob man die Auswirkungen des Klimawandels bereits im deutschen Wald erkennt? „Definitiv“, sagt Pum. Vor allem Fichten kämen mit der Trockenheit kaum noch zurecht.
Die Folge: Die Bäume sterben ab, spenden keinen Schatten mehr, und andere Pflanzen, die bislang im Schatten der Fichten standen, verbrennen.

„Es gibt vieles was der Wald gerade aushalten muss und wir Förster, Forstingenieure und Verbände versuchen gegenzusteuern. Stürme, Trockenschäden, Käferbefall – der Wald hat leider mit vielen Problemen zu kämpfen.“

Förster aus/mit Leidenschaft

Sturm Lothar hat einst seine Begeisterung für den Wald geweckt, und heute, rund 20 Jahre später, hat sich Pum mit all seiner Leidenschaft dazu verschrieben, dem Wald zu helfen und ihn durch gezielte und naturnahe Konzepte vor Schaden zu bewahren.

Weshalb ihm sein Beruf noch immer so gut gefällt? „Vor allem wegen der großen Vielfalt und Mischung unserer Aufgaben“, erzählt er. Und eines kann er dabei jeden Tag aufs Neue machen: „Von der Natur lernen.“

Weitere Infos findest Du hier.