Holzkugelbahn BoBosco auf Waldboden

Familienspaß BoBosco Trail:
Die Mega-Murmelbahn im Wald

Meterlange Kugelbahnen aus Holz, Hindernisse, Katapulte und Seilzüge: Der BoBosco Trail im Schweizer Verzascatal ist ein Murmel-Parcours im Mega-Format – und ein großer Spaß für Kinder und Erwachsene mitten in der Natur.

23 Bahnen im Großformat

Ein klackerndes Geräusch unterbricht die Ruhe im schweizerischen Verzascatal. Zwei Kugeln aus Buchenholz rollen hintereinander durch eine Bahn, die in einem ausgehöhlten Baumstamm verläuft. Bis sich ihre Wege trennen, weil die erste Kugel eine Weiche ausgelöst hat, die die zweite Kugel in eine andere Richtung lenkt. Zwischen Steinen schießen sie hindurch, sausen an Bäumen vorbei und springen schließlich einen Felsen hinab.

Joe Scolari ist nicht ganz zufrieden. Für ihn müssten die Kugeln an dieser Stelle etwas schneller ankommen. Der Schweizer wirft die Kettensäge an und verbreitert die Bahn, die Teil einer besonderen Touristenattraktion ist: dem BoBosco Trail. Dieser Murmel-Parcours besteht aus 23 Kugelbahnen, die Joe Scolari und die anderen Mitglieder des Vereins BoBosco seit 2019 mitten in der Natur angelegt haben.

Traumhaft am Fluss entlang

Die Mega-Murmelbahnen verteilen sich auf zwei Abschnitte: von Brione Verzasca bis nach Lavertezzo (5,3 Kilometer) sowie zwischen Gerra Verzasca und Sonogno (4 Kilometer). Die Bahnen säumen dabei den traumhaft schönen Weg entlang des smaragdgrünen Flusses Verzasca. Sie begeistern nicht nur die Kids, sondern regen auch Erwachsene schnell zum Mitspielen an. Und das in einer herrlichen Gegend: Das Verzascatal im Tessin, der italienischsprachigen Region im Süden der Schweiz, liegt gerade mal zwölf Kilometer Luftlinie vom Lago Maggiore entfernt.

Keine Bahn gleicht der anderen. Mal geht es um Geschicklichkeit, ein anderes Mal um die richtige Portion Kraft wie beim Katapult. Es gibt eine Art Xylophon, bei dem die Kugel über mehrere Metallflächen hüpft und dabei unterschiedliche Klänge erzeugt. Aber auch ein Seilzug, ein Bowling-Spiel oder ein Mühlrad warten darauf, die Kugeln weiter zu befördern. Die längste Bahn ist beeindruckende 40 Meter lang.

Joe Scolari testet Kugelbahn Joe Scolari testet Kugelbahn

Mit Spaß die Natur erleben

Die Idee für den ausgefallenen Abenteuer-Spielplatz hatte Joe Scolari. Der 35-Jährige ist nicht nur gelernter Schreiner, sondern auch Vater von drei Kindern. Als er 2018 eine Wanderung mit ihnen unternehmen wollte, stieß er auf lange Gesichter: Warum im Wald spazieren gehen? Ist doch langweilig! Eine Lösung musste her. Er erinnerte sich an einen Freund, der ihm von einer ähnlichen, jedoch deutlich kleineren Bahn in Lenzerheide erzählt hatte. Und so begann Scolari große Bahnen aus natürlichen Materialien zu bauen.

Das Ziel ist dabei vor allem, Familien zu motivieren, die Natur zu erleben. Ums Geldverdienen geht es nicht. Deshalb haben sie auch direkt einen Verein gegründet und Spenden für das Projekt gesammelt, sagt Ilaria Mignola. Die 34-jährige Umweltingenieurin ist die Vorsitzende des Vereins BoBosco (Kurzform für Boccia al bosco, auf Deutsch: Boccia im Wald) – und immer noch überwältigt, auf wie viel Interesse die Idee stößt.

Zehntausende Kugeln verkauft

Das Mikroabenteuer kommt richtig gut an. Schon über 50.000 von den Kugeln, die man zum XXL-Murmeln braucht, wurden in den ersten drei Saisonzeiten verkauft. Sie werden alle im Verzascatal aus Schweizer Holz gedrechselt, kosten neun Franken (gut neun Euro) und sind am BoBosco-Verkaufsautomaten in Brione sowie an den örtlichen Verkaufsstellen wie Hotels, Bäckereien und kleinen Lebensmittelläden erhältlich. Die Kugel ist Spielgerät, natürlicher Handschmeichler und Souvenir in einem – ein Stück Tessin zum Mitnachhausenehmen.

Mit dem Geld aus dem Verkauf finanziert der Verein neue Bahnen und kümmert sich um die Instandhaltung und Infrastruktur. Die nächsten Vorhaben hat er auch schon im Visier. Zum einen soll der Parcours Menschen mit Behinderung zugänglich gemacht werden – mit einem geländegängigen Rollstuhl und einem hölzernen Greifarm, mit dem man die Kugeln aufheben und auf den Bahnen absetzen kann. Zum anderen ist eine Kooperation mit einer Waldschule geplant, die regelmäßig mit ihren Klassen eine Schulstunde im Wald abhalten wird.

Spielplatz aus Totholz

Für die Bahnen arbeitet Joe Scolari ausschließlich mit toten Bäumen, von denen es in den umliegenden Wäldern mehr als genug gibt. Das Totholz hat für ihn einen großen Vorteil: Die natürlichen Wege sind durch Risse quasi vorgegeben. Frisches Holz hingegen reißt schnell, wenn man es mit der Kettensäge bearbeitet. Die passenden Bäume sucht sich Joe, der beim örtlichen Tourismusverband sechs Jahre als Instandhalter für die Wege zuständig war, bei seinen Waldspaziergängen – am liebsten Kastanien, die sind besonders wetterresistent.

Joes „Arbeitsplatz“ ist ein Zelt direkt am Rand des Flusses. Unzählige Baumstämme unterschiedlicher Länge und Durchmesser liegen daneben – und warten darauf, dass er mit einem Spezialaufsatz die passenden Bahnen ins Holz fräst. Auf die Frage, ob er eine Lieblingsbahn habe, weiß er schnell eine Antwort: Make your own Trail! Kinder könnten mit ihren Eltern aus vielen Einzelteilen ihre persönliche Kugelbahn zusammensetzen: „So spielen und arbeiten sie mit natürlichen Materialien, erschaffen etwas Neues, sind an der frischen Luft und kreativ – besser geht es doch nicht.“

Illustrierte Karte mit der Lage des Verzascatals Illustrierte Karte mit der Lage des Verzascatals

So kommen Sie zum BoBosco Trail

• Der BoBosco Trail liegt im Valle Verzasca, einem Tal im Kanton Tessin, der den größten Teil der italienischen Schweiz ausmacht. Die beiden Strecken mit ihren vier Zugängen sind in 30 bis 40 Autominuten über Tenero-Contra bei Locarno am Lago Maggiore zu erreichen – am besten mit öffentlichen Bussen.

• Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die 23 Kugelbahnen sind durchgehend geöffnet.

• Die Kugeln zum Spielen muss man vorher für neun Schweizer Franken (rund neun Euro) kaufen. Das ist von Mitte März bis Mitte November möglich. Die Verkaufsstellen und alle wichtigen Infos finden Sie hier.