Vier Menschen baden in einem gefrorenen See

Eisbaden: Ein frostiger Selbstversuch
im Schwarzwald

Sich in eiskaltes Wasser zu begeben, ist ein Trend, der Endorphine freisetzt und gut für die Gesundheit ist. Unser Autor Thomas Glanzmann hat im Schwarzwald den Selbstversuch gewagt – bei fast minus 20 Grad Außentemperatur.

Vorbereitung auf das eiskalte Wasser

Die Oberfläche des zugefrorenen Sees glitzert uns entgegen, noch bevor wir über die Straße kommen, die dicht an ihm entlangführt. Das Thermometer zeigt fast minus 20 Grad! Die Oberfläche des Sees ist voller weißer Kristalle. Wo sie weggekratzt sind, strahlt das Eis spiegelglatt.

Eisbadeprofi Calvin greift sein Beil und haut zu. Er und sein Kumpel Roman nehmen meine Kollegin Franny und mich heute mit ins eiskalte Wasser. Er erklärt: „Wir machen das Loch so nah am Ufer, dass wir darin noch stehen können.“

Klingt gut und sicher, und auch das Eis ist ausreichend dick. Also schlägt er aufs Neue zu, holt immer wieder aus, bis das Wasser spritzt, und weiter, bis genug Platz für unsere Poolparty zu viert ist. Wir sind nur mit Badehose, Pullover, Mütze und Winterschuhen bekleidet, trotzdem will Calvin noch ein paar Atemübungen im Liegen mit uns machen.

Vier Personen liegen auf einem gefrorenen See Vier Personen liegen auf einem gefrorenen See

Das passiert beim Eisbaden im Körper

Ich zittere schon beim Hinsetzen. Trotzdem bin ich gespannt, ob ich die positiven Effekte des Eisbadens heute am eigenen Leib erfahren werde: Im kalten Wasser reagiert der Körper, indem er die Blutgefäße unter der Haut zusammenzieht. Nach dem Verlassen des Eisbades erweitern sich die Blutgefäße wieder, was eine erhöhte Durchblutung zur Folge hat.

Dieser Wechsel zwischen Verengung und Erweiterung der Blutgefäße kann helfen, Entzündungen zu lindern, die Muskulatur zu entspannen, die Regeneration zu unterstützen und das Immunsystem zu stärken. Außerdem kann Eisbaden die Stimmung heben. So, nun aber fertig mit den Atemübungen.

Vier Menschen baden in einem Eissee Vier Menschen baden in einem Eissee

Das große Bibbern

Roman macht den Anfang, Calvin kommt hinterher. Er geht hinein, ohne das Gesicht zu verziehen. Ich trabe langsam hinterher. Schuhe aus, erster Kontakt am Fuß. Jetzt sitze ich auf dem Eis, meine Beine baumeln im Wasser. Die Kälte zieht an ihnen und ich gehe mit, bis ich mit der Brust im Wasser bin. Weiter bis zum Hals. Mein Körper fühlt sich an wie unter einem seltsamen Druck. Schmerz ist das nicht, das Ziehen ist anders. Mein Zittern wird jetzt stärker. Aus Zittern wird Schlottern, meine Knie wackeln, und ich weiß: „Jetzt muss ich auch raus.“ Ich gehe hoch, strecke mich mit steifen Gliedern, schnappe mein Handtuch und trockne mich ab.

Brrr, alles ist gefühlt eingefroren. Die Füße, die Beine, die Hände. Ich zittere so richtig. Nach einer Viertelstunde sitzen wir in Calvins beheiztem VW-Bus und trinken wärmenden Tee. Hände und Füße sind noch wie weggefroren. Trotzdem lachen wir viel. Nach dem eisigen Bad freue mich auf jeden Fall auf eine heiße Suppe daheim. Und auf die nächste „kalte“ Dusche. Das wird ein Klacks!

Eisbaden: Tipps für den Einstieg –
und Alternativen zum Ausprobieren

Kalt duschen: Mit Wechselduschen auf das Eisbaden vorbereiten. Schon 30-Sekunden-Intervalle helfen dem Körper, sich auf die Kälte einzustellen. Aber keine Bange: Das „kalte“ Wasser aus der Leitung hat um die 12 Grad.

Langsam Rantasten: Ein Gewässer mit einem flachen Einstieg aussuchen und sich vorsichtig ins kalte Wasser vortasten – das gilt vor allem auch für die Abkühlung nach der Sauna. Dabei nicht den Bodenkontakt verlieren und nicht den Kopf untertauchen. Lesetipp: Richtig saunieren – das solltest Du wissen.

Nie allein gehen: Man weiß nicht, wie der Körper auf die Extremsituation reagiert. Deshalb nur mit Begleitung aufbrechen, die im Notfall Hilfe holen kann.

Aufwärmen:
Nach dem Eisbad zügig warm anziehen und sich in einen normal temperierten Raum begeben – mit Wärmflasche, Tee und Kuscheldecke.

Du möchtest auch mal eine eisige Erfahrung machen, hast aber keinen See in der Nähe? Macht nichts! Das kannst Du tun, um die gleichen Effekte zu erzielen:

1. In der Badewanne mit reichlich Eiswürfeln, die das Wasser stark herunterkühlen, einige Minuten ausharren.

2. Im Garten eine (aufblasbare) Eistonne aufstellen und – wie in die Badewanne – hineinsteigen.

3. Im Bach sitzend die Kältetoleranz trainieren – dabei am besten Badeschuhe tragen, um nicht auszurutschen.