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Verlassene Orte neu entdecken:
Lost Places in Deutschland – und weltweit

Wenn Menschen ihren Platz verlassen, holt sich die Natur wieder zurück, was ursprünglich ihr gehörte. Sogenannte Lost Places gibt es unzählige auf der Welt: von einer Heilanstalt bei Potsdam, auf deren Dächern heute Bäume wachsen, bis zum grün zugewucherten Geisterdorf in China. Fünf Orte, wo die neu entstandene Landschaft zur Attraktion wird.

1. Spreepark Berlin: Verfallene Attraktionen im Plänterwald

Dieser ehemalige Freizeitpark im Osten der Hauptstadt ist inzwischen einer der bekanntesten Lost Places in Deutschland. Die Achterbahnfahrt im „Spreeblitz“ durch das geöffnete Drachenmaul war einst die große Attraktion im Berliner Spreepark. Schon zu DDR-Zeiten drehten sich hier im Plänterwald im Bezirk Treptow-Köpenick die Fahrgeschäfte. 2002 war Schluss, und die Natur verwandelte das Vergnügungsparkgelände nach und nach in einen mystischen Ort. Seit ein paar Jahren allerdings entsteht ein öffentlicher Kunst- und Kulturpark auf dem Areal. Die Eröffnung soll schrittweise ab 2022 erfolgen, die Sanierung in den nächsten Jahren abgeschlossen sein. Dann wird sich auch das 45 Meter hohe Riesenrad wieder drehen.

Infos: spreepark.berlin

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2. Baumkronenpfad Beelitz: In den Wipfeln der Waldhäuser

320 Meter lang schwingt sich der Baumkronenpfad durch die von Bäumen eroberten Ruinen der Beelitz-Heilstätten. Vor über 100 Jahren kämpften hier südwestlich von Potsdam Tuberkulosepatienten gegen eine tückische Krankheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das schwer beschädigte Gelände mit seinen rund 60 Gebäuden von der Roten Armee übernommen und diente bis 1994 als Militärhospital. Das „Alpenhaus“ (Foto), die ehemalige Frauen-Lungenheilanstalt, blieb seit 1945 verlassen. In seinem Dachgeschoss hat sich heute ein beeindruckendes Biotop gebildet, das man nun von der Plattform in gut 20 Meter Höhe und vom 40 Meter hohen Aussichtsturm bestaunen kann.

Infos: baumundzeit.de

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3. Houtouwan: Grünes Geisterdorf in China

Seit die Bewohner Houtouwan verlassen haben, verpasst die Natur den alten Fassaden des Fischerdörfchens permanent einen neuen Anstrich. Einst lebten hier auf der abgelegenen chinesischen Insel Shengshan, östlich von Shanghai, Hunderte Fischer mit ihren Familien. Anfang der 1990er-Jahre zog es sie wegen der besseren Arbeitsbedingungen aufs Festland. Die Pflanzen begannen zu wuchern, vor allem der wilde Wein breitete sich aus. Ein Refugium für die Flora – bis irgendwann die Fotografen die Schönheit dieser Einsamkeit entdeckten. Houtouwan mit seinen paar wenigen Bewohnern, die auf dem Eiland zum Teil ohne Strom und fließend Wasser ausharren, war wieder für die Welt geöffnet.

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4. Kolmannskuppe: Versandetes Diamanten-Mekka in Namibia

Der Traum vom großen Geld im Sand versunken: Kolmannskuppe, etwa 15 Kilometer östlich der namibischen Hafenstadt Lüderitz, galt einst als reichste Siedlung Afrikas. 1908 hatte hier mitten in der Wüste ein Bahnarbeiter einen Diamanten entdeckt. Es war nicht der einzige, und der Rausch nahm seinen Lauf. Gut 20 Jahre später versiegten die Quellen, die Glückssucher zogen weiter, die Häuser zerfielen – und Wind und Sand übernahmen die Macht. Wer das Ergebnis erleben will, kann eine Führung durch die Geisterstadt buchen.

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5. Homebushbay: Blühender Schiffsfriedhof in Australien

Nanu, wächst hier ein Wald aus dem Wrack? 1972 wurde die 30 Meter lange „S.S. Ayrfield“, ein 1911 in Großbritannien erbauter Transportdampfer, auf den Schiffsfriedhof in der Homebush Bay im Westen Sydneys gebracht. Doch statt im Parramatta River traurig vor sich hin zu rotten, sprießten alsbald frische Mangrovenbäume aus dem Stahlrumpf. Heute ist der Floating Forest ein Hotspot für Touristen.

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