Kunst aus Schrott: Metallkünstler
Jordan Sprigg
Im australischen Örtchen Narembeen, rund vier Autostunden östlich von Perth, fertigt Jordan Sprigg in mühevoller Handarbeit Kunstwerke aus Schrottteilen – von kleinen Vögeln über lebensgroße Steppentiere bis hin zu imposanten Dinosauriern. Das Besondere an seinen selbstgebauten Skulpturen: einige der recycelten Metallteile sind über einhundert Jahre alt.
BAUHAUS: Was wollen Sie mit Ihrer Metallkunst erreichen?
Jordan Sprigg: Ich versuche, den Charakter und das Wesen der von mir geschaffenen Tiere einzufangen. Dabei halte ich die Proportionen anatomisch korrekt, erlaube mir aber auch eine gewisse künstlerische Freiheit.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Ihre Kunst?
Als ich vor über zehn Jahren anfing, konnte ich es mir nur leisten, recyceltes Metall zu verwenden. Inzwischen habe ich den sentimentalen Wert des gealterten und abgenutzten Metalls sehr zu schätzen gelernt. Es ist ein Pluspunkt, dass ich auf meine eigene Art und Weise recyceln und die Geschichte der Metallteile ästhetisch hervorheben kann.
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, Tierskulpturen aus Metallteilen zu bauen?
In Australien gibt es so unfassbar viel Altmetall! Ich habe mich dafür entschieden, recyceltes Metall zu verwenden, weil es quasi kostenlos ist und wir hier auf den vielen Farmen ein reichliches Angebot haben. Bei den Metallteilen für meine Skulpturen handelt es sich meist um alte Werkzeuge, Maschinenteile und landwirtschaftliche Geräte.
Gibt es ein Projekt oder Werk, auf das Sie besonders stolz sind?
Ich neige dazu, dass die Skulptur, die ich gerade baue, mein Lieblingsstück ist. Ich liebe den Bauprozess und die Möglichkeiten, die er mir bietet, wirklich sehr. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, dann ist es der Dinosaurier „Australovenator“. Das ist mein bisher größtes Stück und ein wirklich epischer Bau.
Welches Tier möchten Sie unbedingt eines Tages nachbilden?
Ich würde eines Tages gerne versuchen einen T-Rex mit 12 Metern Länge zu bauen. Allerdings bräuchte ich dafür eine größere Werkstatt.
Wie viel Zeit benötigen Sie durchschnittlich für die Herstellung einer Skulptur?
Das hängt ganz von der Größe der Statue ab. Für kleine Vögel brauche ich rund 20 Stunden, für ein Nashorn oder einen großen Dinosaurier bis zu 600 Stunden.
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Können Sie uns einen kleinen Einblick in den Entstehungsprozess geben?
Der erste Schritt besteht immer darin, die Statue zu entwerfen. Das ist normalerweise eine Zeichnung, auf die ich während des Baus immer wieder zurückgreife. Ich kaufe auch ein 3D-Modell, um sicherzugehen, dass die Proportionen stimmen. Dann baue ich den Sockel, auf dem die Skulptur verankert wird. Danach kann ich das Innenskelett des Tieres konstruieren, z. B. den Rumpf, die Beine, die Arme und die Wirbelsäule. Der letzte und zeitaufwändigste Abschnitt ist das Außenskelett. Hier bringe ich das gesamte recycelte Metall an, um die Muskeln, Sehnen, Haut und Gliedmaßen zu formen.
Haben Sie sich das Arbeiten mit Metall selbst beigebracht?
Ich habe das Metallhandwerk im Alter von etwa zehn Jahren von meinem Vater auf dem Bauernhof der Familie gelernt. Ich bin ein Autodidakt und habe als Teenager viele Stunden damit verbracht, mit verschiedenen Stilen und Techniken zu experimentieren. Ich liebe Metall wegen seiner Festigkeit und seiner Formbarkeit. Man kann viele Fehler machen, ohne dass das Endprodukt darunter leidet. Außerdem liebe ich, wie es altert und seine Farbe verändert. Es gibt so viele verschiedene Schattierungen und Texturen, die durch rostendes Metall entstehen.
Welches Werkzeug ist für Sie unverzichtbar? Gibt es spezielle Herausforderungen bei der Arbeit?
Die drei wichtigsten Werkzeuge, die ich für meine Skulpturen verwende, sind das MIG-Schweißgerät, der Winkelschleifer und der Plasmaschneider. Wenn man diese drei Werkzeuge hat, kann man so ziemlich alles machen.
Das größte Problem bei der Arbeit mit altem Metall ist nun, dass sich nicht alle Stücke gleich gut schweißen lassen. Einige alte Stahlsorten lassen sich z.B. nicht sehr gut mit anderen Metallen verschweißen. Sie bekommen oft Risse oder lassen sich überhaupt nicht verschweißen. Man muss sich darüber bewusst sein, welche Art von Metall man für seine Skulpturen verwendet.
Vielleicht gibt es Menschen, die gerne mit Metall arbeiten würden. Haben Sie als erfahrener Metall-Künstler irgendwelche praktischen Tipps oder Ratschläge?
Für alle, die versuchen, Künstler zu werden, würde ich folgendes vorschlagen: Konzentrieren Sie sich mit genauso viel Zeit auf Ihr Marketing und Ihre geschäftlichen wie auf Ihre kreativen Fähigkeiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Künstler, die das tun, auch eine erfolgreiche Karriere hinlegen.