Grünes Gebäude, das Haus der Hecken Kö-Bogen II in Düsseldorf

Urbane Oasen: Begrünte Fassaden weltweit

Urbane Oasen sprießen von Mannheim bis Singapur aus dem Boden. Die begrünten Fassaden von Hochhäusern und Einkaufszentren sind eine effektive Antwort auf den Klimawandel: Sie senken die Temperaturen und verbessern die Luftqualität in den Städten. Hier sind sechs grüne Gebäude aus aller Welt.

Blick von oben auf die Skyline einer Stadt mit begrünten Gebäude im Vordergrund Blick von oben auf die Skyline einer Stadt mit begrünten Gebäude im Vordergrund

Haus der Hecken

In Zeiten des Klimawandels setzen immer mehr Städte auf die Kraft der Natur und begrünen die Fassaden von Hochhäusern, Einkaufszentren und Hotels. Eine der größten Fassaden dieser Art in Europa steht in Düsseldorf zwischen Schauspielhaus und Schadowstraße: der Kö-Bogen II. An der 120 Meter langen und 27 Meter hohen Front des Büro- und Geschäftshauses sind rund 30.000 vorgezogene heimische Hainbuchen in mehr als 3500 Pflanztrögen terrassenartig untergebracht. Hintereinander würden sie eine acht Kilometer lange Hecke ergeben. Der ökologische Nutzen entspricht dem von etwa 80 ausgewachsenen Laubbäumen.

Blick von oben auf begrünte Hotelfassade in Singapur Blick von oben auf begrünte Hotelfassade in Singapur

Zimmer mit Dschungel

Auch in Singapur setzt man auf die enormen Effekte grüner Gebäude. Das Hotel Parkroyal on Pickering bringt 15.000 Quadratmeter Grün zurück in die Stadt – rund das Doppelte seiner Grundstücksfläche. Aus jedem der 367 Zimmer blickt der Gast auf eine Tropenlandschaft. Palmen, Büsche und Bäume säumen in luftiger Höhe die großen geschwungenen Balkone, die an die Terrassen von Reisfeldern erinnern sollen. Das Hotel im historischen Zentrum ist eines von vielen nachhaltigen Projekten in Singapur. Der südostasiatische Stadtstaat zählt zu den führenden Ländern in der Begrünung von Gebäuden – und will die grünste Stadt der Welt werden.

Zwei Häuser nebeneinander, eines davon komplett mit Pflanzen bewachsen Zwei Häuser nebeneinander, eines davon komplett mit Pflanzen bewachsen

Garten an der Wand

Das CaixaForum an der Madrider Prachtstraße Paseo del Prado ist so etwas wie die Mutter aller begrünten Fassaden in Europa. 2007 wurde das Kulturzentrum von den Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron fertiggestellt, die dafür ein altes Kraftwerk entkernten. 2008 bepflanzte es der französische Botaniker und Gartenarchitekt Patrick Blanc mit 15.000 Gewächsen – ein grüner Teppich aus 250 verschiedenen Arten, getragen von fünf Rohrstrukturen, die das Pflanzen-Ensemble zugleich bewässern.

Wand voller Efeu Wand voller Efeu

Welche Rank- und Kletterpflanzen eignen sich zur Begrünung von Fassaden?

Zur Begrünung von Fassaden eignen sich am besten diese 5 Rank- und Kletterpflanzen:

  • Immergrüner Efeu
  • Wilder Wein mit seiner roten Färbung im Herbst
  • Weiß blühende Kletterhortensie
  • Blauregen mit seinen großen Blütendolden
  • Kletterrosen und Clematis
Zwei Wohntürme mit üppig begrünter Fassade Zwei Wohntürme mit üppig begrünter Fassade

Der vertikale Wald

800 Bäume, 5000 Sträucher und 15.000 Staudengewächse klammern sich an die beiden 112 und 80 Meter hohen Wohntürme im Mailänder Stadtteil Porta Nuova. Der Bosco Verticale, auf deutsch „Vertikaler Wald“, besteht seit 2014 und ist eine Art Prototyp für nachhaltige Städteplanung. Er entspricht einem etwa drei Hektar großen Wald, der pro Jahr rund 30 Tonnen Kohlendioxid absorbieren kann. Um Stürmen zu trotzen, sind Gitter in den Pflanzwannen angebracht, an denen die Wurzeln zusätzlich Halt finden.

Begrünte Hausfassade Begrünte Hausfassade

Fünfzigerjahre mit Charme

Es dauerte nur gut drei Wochen, bis aus dem unansehnlichen Wohn- und Geschäftshaus auf den Planken, der Mannheimer Haupteinkaufsstraße, ein blühendes Biotop wurde. Dank einer bunten Pflanzenmischung ist die Front des 50er-Jahre-Baus (Hausnummer O7 in Mannheims quadratisch angeordneter Innenstadt) einer lebendigen begrünten Fassade gewichen. Sie verändert sich im Wechsel der Jahreszeiten und verbessert dazu effektiv das Mikroklima.

Blick von oben auf die Skyline einer Stadt mit begrünten Gebäude im Vordergrund Blick von oben auf die Skyline einer Stadt mit begrünten Gebäude im Vordergrund

Kühlung im Kessel

Immergrün, Winterjasmin, Strauch-Efeu und Clematis an der Fassade, ein Mini-Mischwald auf dem Dach: Die Calwer Passage mit ihren über 2000 Pflanztrögen und etwa 40 Bäumen ist ein grüner Fixpunkt im Zentrum Stuttgarts – und ein wichtiger Beitrag für ein besseres Klima in der Stadt, die sich aufgrund ihrer Kessellage immer wieder aufheizt. Denn die Laubschicht vor der Fassade sorgt dank Verschattung und Verdunstungskühle für eine deutlich geringere Oberflächentemperatur.

Grüne Hauswände bieten viele Vorteile

Sie isolieren, bieten Tieren ein Biotop und sorgen für bessere Luft: begrünte Fassaden. Davon profitieren auch normale Hausbesitzer. Denn wer die Fassade seines Eigenheims begrünt, sorgt neben einer attraktiven Optik für drei weitere positive Effekte:

  1. Die Pflanzen verbessern die Luft in der Umgebung, weil sie Sauerstoff produzieren.

  2. Sie isolieren die zuvor nackte Wand an kalten und heißen Tagen.

  3. Im Blätterwerk entstehen Nistplätze und Nahrungsräume für Vögel und Insekten.

Bevor Sie Ihre Hausfassade einer Kletterpflanze überlassen, sollten Sie die Wand prüfen. Hier sind vor allem diese drei Dinge wichtig:

  1. Das Mauerwerk muss intakt, der Putz unbeschädigt sein. Nur so ist garantiert, dass sich die Haftwurzeln nicht in Rissen breitmachen und Feuchtigkeitsschäden verursachen.

  2. Ein Rankgitter oder ein Seilsystem erleichtern der Pflanze den Aufstieg und verhindern gleichzeitig, dass sie auf die Wand übergeht.

  3. Die Fassade sollte möglichst in der Sonne liegen und im besten Fall im Schatten fußen, da Rankgewächse eine geschützte Basis brauchen.