Pigmente in Apothekerflaschen im Glasregal

Kremer Pigmente: Wie Farben
auf natürliche Art entstehen

Die Allgäuer Firma Kremer Pigmente stellt feinste Farbpigmente in allen erdenklichen Nuancen her – nach uralten Rezepturen und in aufwendiger Handarbeit. Ihre Produkte sind bei Künstlern und Designern, Restauratoren und Handwerker weltweit sehr begehrt.

David und Georg Kremer vor Firmenlogo David und Georg Kremer vor Firmenlogo

Einzigartige Farbwirkung

Von Ägyptischblau und Bleizinngelb über Veroneser Grün bis Scharlachrot und Zinnober: Die Firma Kremer Pigmente fabriziert Farbtöne in Hülle und Fülle. Seit 1977 liefert der Familienbetrieb in Aichstetten, einer Gemeinde zwischen Memmingen und Leutkirch im Allgäu, seine einzigartigen unlöslichen und farbgebenden Substanzen an spezielle und anspruchsvolle Kunden: Künstler, Designer und Architekten, Restauratoren und Denkmalschützer.

In der Farbmanufaktur wird noch nach uralter Tradition gearbeitet. Bei Schwarztönen etwa werden Fruchtkerne mit einer Temperatur von über 800 Grad Celsius und unter Ausschluss von Sauerstoff zu Pigmenten verkohlt. Kirschkerne liefern dabei ein warmes, tiefschwarzes Ergebnis, Pfirsichkerne bringen ein mattes Schwarz hervor. Das Besondere an ihren Pigmenten sei die einzigartige Farbwirkung, sagt David Kremer, der nach seinem Fotografie-Studium den Betrieb seines Vaters Georg federführend übernahm.

Krappwurzel in Hand Krappwurzel in Hand

Schätze aus der Natur

Diese Farbwirkung, so Kremer, können moderne synthetische Pigmente nicht erreichen. Deshalb setzt die Firma auf Produkte aus der Natur. Sie ist mit all ihren Erden, Mineralien, Wurzeln, Schnecken, Muscheln, Beeren oder Walnussschalen ein unerschöpfliches Füllhorn für Farbpigmente. Ocker, also eisenoxidhaltige Erde, schimmert zum Beispiel in unterschiedlichen Gelbtönen, je nachdem, ob er aus französischem, italienischem oder zyprischem Boden stammt.

Die Kremers lassen nichts unversucht, diese Schätze zu bergen und Pigmente, deren Herstellung als vergessen gilt, nach alten Rezepturen wieder zum Leuchten zu bringen. Denn viele historische Farben sind Ende der 1970er-Jahre verschwunden, weil genormte synthetische Farbmittel auf den Markt kamen, die immer exakt gleich sind. Künstler sind damit allerdings limitiert in ihrem Farbspektrum. Sie freuen sich über die grenzenlosen Möglichkeiten, die das Kremersche Sortiment bietet: über 1500 Pigmentfarben, rund 250 davon in Handarbeit hergestellt.

Materialien und Arbeitsmittel für die Erstellung von marokkanischem Ocker Materialien und Arbeitsmittel für die Erstellung von marokkanischem Ocker

Ein bisschen Dreck ist wichtig

Das Herzstück des Betriebs ist eine alte Kollergang-Mühle mit zwei tonnenschweren Granitscheiben. Vater Georg hat sie einst in Italien entdeckt und gleich erkannt, dass sie ideal für die Verarbeitung von Azurit und Grünerde ist. Moderne Maschinen, sagt er, würden zu heiß und zu genau arbeiten. Die Pigmentteilchen wären dadurch kleiner und die Reflexion des Lichts anders. Doch für eine besondere Farbe darf das Material nicht zu perfekt sein. Es braucht auch das Naturgegebene, den gewissen Dreck darin.

Wie so eine Aquarellfarbe hergestellt wird, erklärt David Kremer am Beispiel von rotem marokkanischem Ocker:

  1. Das Rohmaterial, ein Erdstück aus verschiedenen Mineralien, mit dem Stößel im Mörser zu Pulver zermahlen.

  2. Das Pulver mit dem Pinsel durch ein rundes Metallsieb treiben, bis auf der Arbeitsplatte ein intensiv erdfarbener Farbkreis entsteht.

  3. Mit dem Spatel etwas Pulver absondern, daneben einen großen Tropfen zähflüssiges Gummiarabikum, ein wasserlösliches Baumharz, träufeln und die beiden Texturen langsam kreisend vermengen.

  4. Die fertige Farbe, ein warmer und satter Rotton, in sogenannte „Näpfchen“ füllen. Diese kleinen Schälchen werden später verschickt – einzeln oder gebündelt in einem der Kremer-Aquarellkästen.

Thomas Rickert zerkleinert Lapislazuli Thomas Rickert zerkleinert Lapislazuli

21.000 Euro für ein Blau

Das kostbarste Pigment der Kremers ist Fra Angelico Blau, benannt nach dem Florentiner Renaissance-Maler. Ein Kilo-Glas mit dem knalligen Ultramarin aus dem Lapislazuli-Stein kostet über 21.000 Euro. Mit einem anderen Blau, dem Kobaltblau, begann einst auch alles. 1976 hatte ein Restaurator Georg Kremer gefragt, ob er nicht als Chemiker das verschwundene Blaupigment wieder hervorbringen könne – für die Restaurierung einer barocken Kirchendecke.

Der Senior wühlte nach historischen Rezepten und suchte nach passenden Materialien. In seinem Kellerlabor brannte er bei 1150 Grad Celsius Alaun und Kobaltsulfat, bis die Glasmasse wie ein Kuchen aufging. Das geschmolzene Glas schreckte er ab und vermahlte es zu Pulver. Was herauskam, war tatsächlich Kobaltblau. Der Sprung in die bunte Welt der Farben war getan.

Pigmente im Regal Pigmente im Regal

Ölfarbe aus Cola

Mittlerweile ist das Unternehmen auf rund 50 Mitarbeiter angewachsen. Neben Pigmenten werden zahlreiche weitere gebrauchsfertige Farben wie Aquarell-, Öl-, Acryl- und Temperafarben sowie Künstlertuschen, Farbteige, Wandfarben und Retouchierfarben hergestellt. Mit Spezialprodukten wie Bindemittel, Lacke, Leime, Polieröle und Wachsseifen werden weitere Nischenmärkte bedient.

Dabei versuchen die Kremers jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Ein Künstler etwa verlangte Pigmente aus isländischem Gletschergestein, ein anderer wollte Ölfarbe aus Cola, auch ein teures Smartphone wurde schon zu einer fertigen Acrylfarbe zerrieben. Ein Bildhauer wiederum schickte seine zu Staub gemahlenen Kleidungsstücke, um sie zu kohlschwarzem Pigment verarbeiten zu lassen. Und 2008 belieferten die Allgäuer sogar die UN in Genf – mit Lapislazuli-Farbe für das Deckengemälde „Sixtinische Kapelle“ im Menschenrechtssaal.

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