
Die Wegbereiter: Wie Wegewart und
Alpenverein Wanderpfade pflegen
Damit Wanderer sicher und genussvoll in den Bergen unterwegs sein können, kümmert sich Wegewart Andi Schatz vom Österreichischen Alpenverein um die Wartung der vielen Wanderwege. Wir trafen ihn und seine jungen freiwilligen Helferinnen und Helfer auf einer Umweltbaustelle im Mieminger Gebirge.
Wegewart: Verantwortlich für 140 Kilometer Wanderwege
Zwischen Imst und Innsbruck liegt die Mieminger Kette. Andi Schatz steht auf knapp 2000 Metern Höhe, zeigt auf einen Wanderweg und erzählt: Hier habe sich am Berg eine Mure gelöst und den ganzen Steig unter Massen von Schutt begraben. „Da war kein Weg mehr“, sagt der 33-Jährige, der nun dafür sorgen soll, dass der Zustieg zur Wankspitze wieder begehbar, sicher und gut markiert ist. Denn er ist der Wegewart und verantwortlich für die Pflege und Instandhaltung der über 140 Kilometer Bergwanderwege in dieser Region.
Doch Schatz hat Unterstützung an diesem heißen Tag. Elf junge Menschen in grünen T-Shirts werkeln dort gebückt im Gefälle. Mit Hacken und Schaufeln schaffen sie auf dieser Umweltbaustelle der Alpenvereinsjugend Österreich wieder Ordnung, wo die Mure ihre Verwüstung anrichtete. Stein um Stein beseitigen sie das Geröll auf dem verschütteten Weg vom Lehnberghaus zum Stöttltörl, sanieren die zahlreichen stark ausgewaschenen Passagen.
Lieber Steine schleppen als in der Sonne baden
Damit der Weg wieder sicher zu begehen ist, sind viele Hände nötig – um Geländeabtragungen aufzufüllen, Steine umzusetzen und Verwachsungen der wuchernden Latschenkiefern zu entfernen. „Absolut genial“ findet Schatz das Projekt des Alpenvereins und ist stolz auf die jungen Leute, dass sie lieber Steine schleppen als in der Sonne baden wollen. „Viele nehmen sich dafür extra Urlaub“, ergänzt Andreas Bstieler, Vorsitzender des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) Hohe Munde und Organisator der Umweltbaustelle.
Der ÖAV und der Deutsche Alpenverein (DAV) kümmern sich gemeinsam um ein circa 40.000 Kilometer langes Wegenetz in den österreichischen Alpen. In etwa 290 Arbeitsgebieten mit 225 Hütten müssen auch über 100.000 Schilder instandgehalten werden. Für die Wartung dieser umfangreichen Infrastruktur ziehen vielerorts junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren eine Woche lang ins Gebirge – lediglich gegen Kost und Logis.
Morgens um acht Uhr geht’s hinauf
Zwischen 40 und 50 Projekte würden jährlich umgesetzt, und diese seien laut Bstieler meist schnell ausgebucht. „Wir haben ausreichend Freiwillige, die am Berg zur Spitzhacke greifen wollen, darunter auch viele Wiederholungstäter“, sagt der 66-jährige Pensionär. Mit dabei ist auch Carina Herrmann, Medizinstudentin aus Sindelfingen. Täglich bricht die Mittzwanzigerin mit der Gruppe früh morgens um acht auf, um am Berg zu arbeiten. Das nötige Werkzeug dafür lagert zum Teil bereits oben auf der Baustelle im Kieferngestrüpp.
„Die Arbeit der jungen Freiwilligen ist unbezahlbar“, sagt Schatz. Mit roter Farbe markiert er auf dem Geröll, wo das weitere Stück Weg verlaufen soll. Die Steine pickeln anschließend die Mithelferinnen und Mithelfer heraus. Auch ein paar Kurven sowie Stufen sollen angelegt werden. Loch ausheben, Stein reinsetzen, mit feinem Material unterfüllen, dann halte das perfekt, so Schatz. Noch ein Gefälle erzeugen, damit das Wasser gut wegrinnen kann. Den Pfad glatt planieren, das würden dann die Wanderer erledigen.
Zügig und mit Genuss ans Ziel kommen
Doch was macht einen guten Weg eigentlich aus? Er sollte mit einer gleichmäßigen und machbaren Steigung angelegt sein, sagt Bstieler. „So kommt man zügig und mit Genuss ans Ziel.“ Je schlechter der Weg instand sei, desto mehr schaue man auf den Boden und nehme die schöne Umgebung nicht mehr wahr. „Wandern sollte ja auch genussvoll sein, ohne dass man dabei ständig aufpassen muss, nicht über einen Stein oder eine Wurzel zu stolpern.“
Am nächsten Tag sind bereits zwei Drittel des etwa eineinhalb Kilometer langen Weges saniert. „Wir haben versucht, die Spurenführung so zu gestalten, dass nicht gleich wieder eine Mure darüber hinwegrauscht“, sagt Schatz. Was sich jedoch nicht ganz vermeiden lasse. Unwetter und Starkregen würden den Wegen zusetzen, und das Klima sei extremer geworden. Wie lange der Weg jetzt wieder Ruhe hat, weiß man nicht. Doch Schatz meint gelassen: „Dann muss man halt wieder mal umgraben und einen neuen Steig machen.“