Echte Pferdestärken:
Wie Rückepferde im Wald arbeiten

Schon vor Jahrhunderten zogen sie Baumstämme durchs Dickicht: Rückepferde sind traditionelle Helfer bei der Holzernte. Zwischenzeitig wurden sie von Maschinen, etwa Baggern und Traktoren, abgelöst.

Hier erfährst Du, weshalb Forstwirte sie mittlerweile wieder verstärkt einsetzen.

Was sind Rückepferde und wie arbeiten sie?

Holzrückepferde sind besonders kräftige Pferde. Sie übernehmen eine wichtige Aufgabe in der Forstwirtschaft: Sie ziehen gefällte Bäume aus dem Dickicht des Waldes heraus zu einer besser erreichbaren Sammelstelle, die meist an einem befestigten Waldweg gelegen ist. Ganz ohne den Einsatz moderner Technik – allein mit Körperkraft. Mit echten Pferdestärken sozusagen. Die Vierbeiner sind kräftige, ruhige und verlässliche Arbeitstiere mit sanftem Gemüt. Sie wiegen mehr als 700 Kilogramm. Über kurze Distanzen können sie das Anderthalbfache ihres Körpergewichts ziehen. Rückepferde arbeiten selbst im Winter bei Schnee und Eis. Auch Regen und nasse Böden machen den tierischen Waldarbeitern nichts aus.

Zu den typischen Rückepferde-Rassen zählen:

- Noriker
- Pfalz-Ardenner Kaltblut
- Rheinisch-Deutsches Kaltblut
- Schleswiger Kaltblut
- Schwarzwälder Kaltblut

Pferdestärke statt Maschinenpower

Die Rückepferde sind dort im Einsatz, wo Maschinen nicht hinkommen. Oder dort, wo die schweren Geräte eine Schneise der Verwüstung hinterlassen würden.

Bis in die 1960er-Jahre waren Forstpferde noch häufiger im Einsatz. Dann kamen die Spezialmaschinen, sogenannte Harvester und Forwarder. Mit ihrer Hilfe können Bäume in Windeseile gefällt, entastet, zerkleinert und abtransportiert werden. Sie benötigen allerdings eine breite Rückegasse. Durch diese gehen bis zu 25 Prozent der Produktionsflächen im Wald verloren, denn die tonnenschweren Maschinen verdichten den Waldboden – Regenwasser versickert schlechter, Wurzeln werden beschädigt und Pflanzen vertrocknen.

Bis vor einigen Jahren galt der Einsatz der Rückepferde als überholt, ineffizient und langsam. Mittlerweile findet ein Umdenken statt. Das hat insbesondere ökologische Gründe, denn Pferde fressen Hafer, keinen Diesel. Und sie sind leichter, schonen den Waldboden. Dieser bleibt fruchtbarer, was sich positiv auf das Ökosystem auswirkt. Außerdem sind Rückepferde wendig, weichen Hindernissen aus. Unwegsames Gelände mit Abhängen? Kein Problem für die Vierbeiner!

Arbeit unter besonderen Bedingungen

Pferde sind Fluchttiere. Für die Arbeit im Wald müssen sie unerschrocken sein, dürfen nicht in Panik geraten. Auch nicht bei Motorsägenlärm, krachenden Baumstämmen und wegbrechenden Ästen. Zudem müssen sie die Kommandos ihres Anleiters befolgen. Dieser navigiert das Tier durch den Wald. Es wird daher mindestens ein Jahr lang ausgebildet.

Forstpferde sind klimaneutral. Seit einigen Jahren setzen Waldbesitzer und Forstämter die Pferde wieder verstärkt für eine ökologische Waldwirtschaft ein. Auch der Dachverband der Waldeigentümer (AGDW) unterstützt die Erhaltung der traditionsreichen Branche.

Die Kosten für Futter, Stall, Tierarzt und Hufschmied sind hoch. Daher fördern Länder wie Baden-Württemberg die Pferderückbetriebe – weitere Länder wie Hessen wollen nachziehen. Die Anzahl der Betriebe in Deutschland, die sich auf die Arbeit mit Rückepferden spezialisiert haben, schwankt zwischen 60 und 150. Die meisten von ihnen bieten ihre Dienste nicht nur regional begrenzt, sondern vom Schwarzwald bis in den Harz an.

Rückpferd macht Pause Rückpferd macht Pause

Harte Arbeit, die mit Pausen belohnt wird

Einige Tierschützer kritisieren den Einsatz. Umweltschützer befürworten ihn.

Fakt ist: Rückepferde müssen hart arbeiten. Das müssen Forstarbeiter aber auch.

Die Kaltblüter machen genauso Pausen wie ihre menschlichen Kollegen. Spätestens nach vier Stunden gibt es eine Rast für mindestens eine Stunde. Sie bekommen selbstverständlich ausreichend Nahrung und werden medizinisch versorgt.

Die Arbeit im Wald soll ihnen sogar tierischen Spaß machen, sagen einige der Rückepferde-Anleiters.