Rehe stehen in Waldlichtung

Lebensraum Wald - Heimat vieler Tiere

Der Lebensraum Wald ist ein komplexes Ökosystem. Vom Waldboden bis hin zu den Baumkronen bietet er unzähligen Tieren Schutz und Nahrung. Die Heimat der einzelnen Wildtiere lässt sich am besten mit einem Haus vergleichen, in dem vom Keller bis zum Dachgeschoss die unterschiedlichsten Bewohner leben. Dabei sind alle Waldbewohner auf ihre Weise wichtig für das ökologische Gleichgewicht. Ein Besuch in der wohl größten WG Deutschlands.

Regenwurm kringelt sich auf der Erdoberfläche Regenwurm kringelt sich auf der Erdoberfläche

Die Stockwerke des Waldes

Beginnen wir im Untergeschoss. Der „Keller“ des Waldes besteht aus einer Streuauflage, Humus und mineralischem Boden und ist mit den Wurzeln der Pflanzen durchzogen.

Hier finden sich neben Bodenbakterien, die für die Zersetzung von organischem Material von großer Bedeutung sind, vor allem Regenwürmer und Tausendfüßler. Bis zu einer Viertelmillion Regenwürmer existieren auf einer Fläche von 100 x 100 Meter. Zum Vergleich: In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt gerade mal 2,32 Menschen auf vergleichbarem Raum.

Regenwürmer fressen sich durch die organische Streuschicht und scheiden sie humusreich wieder aus. Dies trägt nicht nur zu einer Auflockerung des Bodens bei, sondern reichert ihn auch mit Nährstoffen an, die wiederum von den Wurzeln der Bäume und Pflanzen aufgenommen werden.

Spannendes Wissen am Rande: Der längste je gefundene Regenwurm maß ganze 6,70 Meter!

Nahaufnahme eines Tausendfüßlers Nahaufnahme eines Tausendfüßlers

1000 Füße – geschätzt?

Auch Tausendfüßler finden Gefallen am feuchten Waldboden und produzieren ebenfalls frischen Humus für einen nährstoffreichen Boden.

Übrigens: Ein Tausendfüßler besitzt zwar jede Menge Beine, doch 1000 sind es nicht ganz. Es gibt Exemplare, die lediglich über 16 Beine verfügen, der Weltrekord liegt derzeit bei 680 Beinen.

Hügel von Waldameisen Hügel von Waldameisen

Ein Staat im Wald

Weiter geht es ins Erdgeschoss des Waldes, auf den Waldboden, der durch Moose und Flechten, aber auch dank abgefallener Nadeln und Blätter seinen einzigartigen Charakter erhält.

Eine große Anzahl an Insekten und Spinnen ist hier zu Hause. Besonders die staatenbildenden Ameisen spielen im Wald eine große Rolle, denn sie sind für die Verbreitung von Pflanzensamen unerlässlich.

Nahaufnahme eines Hirschkäfers Nahaufnahme eines Hirschkäfers

Wo es Hirschkäfer gibt, ist der Wald gesund

Er sieht bedrohlich aus mit seinen Zangen vorn am Kopf, die an ein Geweih erinnern – vor einem Hirschkäfer muss aber niemand Angst haben, denn er ist alles andere als gefährlich.

Für das Ökosystem des Waldes ist er besonders nützlich, denn er frisst totes Holz und gibt dieses verdaut und zersetzt als fruchtbaren Nährstoff dem Waldboden zurück.

Ein männlicher Hirschkäfer wird bis zu acht Zentimeter groß, das ist vergleichbar mit der Länge eines Zeigefingers.
Das Vorkommen dieses außergewöhnlichen Käfers nimmt in deutschen Wäldern jedoch stetig ab. Der Hirschkäfer steht in Deutschland auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten und steht unter besonderem Schutz (BNatSchG).

Kleiner Salamanda sitzt auf Baumstamm Kleiner Salamanda sitzt auf Baumstamm

Fressen und gefressen werden

Reptilien und Lurche wie die geschützten Arten Waldeidechse, der Feuersalamander oder die Erdkröte gehören ebenfalls zu den Bewohnern des Waldbodens.

Sie finden in unmittelbarer Nachbarschaft ihre Nahrung: Spinnen, Insekten und Schnecken – Letzteren gefällt das feucht-schattige Waldinnenklima ganz vorzüglich. Der Wald bietet Schnecken einen idealen Lebensraum. Das wirst Du sicher bei Waldspaziergängen bereits festgestellt haben.

Dachs hinter Baumstamm Dachs hinter Baumstamm

In höheren Gefilden

In der Beletage des Waldes tummeln sich weitere Tiere. In der sogenannten Krautschicht trifft man auf Allesfresser wie den Fuchs, Marder und den Dachs. Aber auch verschiedene Mäusearten und der Feldhase sind mit von der Partie.

In der Strauchschicht könnten Dir zudem Wildschweine begegnen. Sie durchwühlen bei der Futtersuche nach Eicheln und Bucheckern den Waldboden, während sie auch Insekten und kleinere Wirbeltiere genüsslich vertilgen.

Erholt hat sich in Deutschland mittlerweile der Bestand an Rotwild: 100.000 Rothirsche sind in deutschen Wäldern beheimatet, hinzu kommen circa zwei Millionen Rehe.

Eule sitzt auf einem Ast Eule sitzt auf einem Ast

Es zwitschert aus den (Wald-)Dächern

Bleibt noch das Obergeschoss: Eichhörnchen, Baummarder und Siebenschläfer sind in der oberen Baumschicht anzutreffen. Und natürlich die Vögel. Zu den typischen Waldvögeln, die das ganze Jahr über hier leben, zählen der Eichelhäher, Eulen wie der Waldkauz und die Waldohreule – und diverse Spechtarten.

Wusstest Du, dass ein Specht die lautesten Geräusche im Wald von sich gibt? Er hämmert bis zu 20 Mal pro Sekunde gegen den Baumstamm und übertönt so das klangvolle Vogelkonzert.

Es gibt etwa 250 Vogelarten, die hierzulande brüten, ungefähr 200 davon kommen in unseren Wäldern vor.

Hier siehst Du, wie groß die Artenvielfalt in unseren Wäldern ist:

Manche Bewohner können
dem Wald schaden

Unter den Insekten gibt es auch Arten, die für den Wald schädlich sind. Der weibliche Borkenkäfer zum Beispiel frisst sich in die Baumrinde und legt dort seine Eier ab. Die geschlüpften Larven sind ebenfalls gefräßig und schädigen den Baum. Nachdem die Larve sich verpuppt und zum Jungkäfer entwickelt hat, sucht dieser den Weg ins Freie und treibt die Zerstörung mit neu gebohrten Gängen weiter.

So sehr wir uns im Mai auch freuen, wenn wir die ersten Maikäfer sehen, ihre Larven, die sogenannten Engerlinge, können Bäumen und Pflanzen im Wald ganz schön zusetzen. Sie leben unter der Erde und ernähren sich von Wurzeln. Vor allem in Jahren, in denen ihre Population sehr groß ist, macht sich das negativ bemerkbar.

In Massen treten manchmal zudem die Larven der Kiefernbuschhornblattwespe auf. Sie werden Afterraupen genannt. Einzeln können sie einem Baum nichts anhaben, doch kommen mehrere Hundert oder gar Tausende Raupen auf einen Nadelbaum, können sie diesen durch das Fressen seiner Nadeln schwer schädigen.

Für komplett gesperrte Waldabschnitte sorgt zudem immer wieder die Raupe des Eichen-Prozessionsspinners, einer Nachtfalter-Art. Sie werden weniger dem Baum, als vielmehr dem Menschen gefährlich. Denn bei Kontakt mit ihren feinen Härchen – bis zu 700.000 davon hat ein einziges Exemplar– können allergische Reaktionen wie gereizte und juckende Haut auslösen. Werden sie eingeatmet, kann es zu Atembeschwerden, Bronchitis und Asthma kommen. Auch Fieber kann eine Folge des Kontakts mit den Raupen sein.

Ein Graus für jeden Förster und Baum-Liebhaber ist zudem der Asiatische Laubholzbockkäfer. Kaum eine Laubbaum-Gattung ist vor ihm sicher. Er frisst sich mit tiefen Löchern in Äste und Stamm eines Baumes. Ist ein Baum erstmal befallen, wird er umgehen gefällt und vernichtet.