Uwe Schmidt stützt sich auf Tisch vor einer Wand mit bunten Holzplatten

Meister der Wandgestaltung:
Oberflächenveredler Uwe Schmidt

Mit Spachteltechniken und kreativer Wandgestaltung kennt sich Uwe Schmidt bestens aus. Der Berliner ist Experte für die Veredelung von Oberflächen – und für seine vielen prominenten Kunden in ganz Europa unterwegs.

Mann, Uwe Schmidt, füllt goldene Farbe in Glas Mann, Uwe Schmidt, füllt goldene Farbe in Glas

Kreatives Multitalent

Für seinen Beruf gibt es keine eindeutige Bezeichnung. Uwe Schmidt plant wie ein Innenarchitekt, denkt wie ein Designer und arbeitet wie ein Maler und Oberflächengestalter. Die IHK listet ihn als Raumausstatter. Was absolut unterbewertet ist. Denn der 56-jährige Berliner gestaltet einzigartige Objekte und einmalige Oberflächen. Werke mit Wow-Effekt.

Weltweit schätzen bekannte Architekten und Schauspieler die Arbeit des Oberflächenveredlers sowie Wandgestalters und dessen „künstlerischen Ansatz dekorativer Individual-Ästhetik". Für den Star-Friseur Udo Walz hat Uwe Schmidt einst dessen Salons in Deutschland und auf Mallorca veredelt. Die Liste seiner Kunden liest sich wie das Who‘s who der Berliner Prominenz. Und doch hängt er seinen Erfolg nicht an die große Glocke. Norddeutsche Bescheidenheit.

Blick in Atelier von Uwe Schmidt Blick in Atelier von Uwe Schmidt

Atelier voller Licht

Schmidts Atelier liegt in Berlin-Reinickendorf. Am Eichborndamm, einem ehemaligen Industriegelände, arbeiten unter anderem Handwerker, Künstler, Immobilienunternehmen, ein Wirtschaftsarchiv und eine private Arbeitsagentur. Jeder für sich und doch alle unter einem Dach. Schmidt mag diese kreative Abgeschiedenheit. „Die meiste Zeit bin ich für meine Kunden und Projekte in ganz Europa unterwegs. In Berlin genieße ich es dann, in Ruhe arbeiten zu können.“

Sein Reich ist eine Welt aus Helligkeit, Weiß und Atmosphäre. Riesige Fenster lassen jede Menge Licht herein. In der Mitte des Ateliers steht ein großer Tisch, auf dem dutzende Designmuster im Kachelformat liegen. An den Wänden ziehen sich breite Sideboards entlang. Darauf hat Schmidt fein säuberlich weitere kleine, quadratische Materialproben aneinandergereiht. Manche Entwürfe werden später Möbel zieren, andere Wände veredeln, ein paar sind Testarbeiten, die vielleicht später mal ein Objekt aufwerten.

Verschiedene bunte Platten auf Schrank Verschiedene bunte Platten auf Schrank

Wirkung ist wichtig

Für den gebürtigen Oldenburger, der dort die Fachoberschule für Gestaltung absolvierte und als Kulissenmaler am Staatstheater angestellt war, bedeutet jedes Projekt eine eigene, neue Dimension. „Ich stelle mich auf die Umgebung ein, die eine Aufgabe mitbringt: die Architektur, einen speziellen Raum oder die Menschen, die ihn bewohnen und darin arbeiten wollen.“

In seinem „Uweversum“ sucht man baufertige Begriffe vergebens. Seine Oberflächen, die er auch auf Instagram präsentiert, menscheln. Sie werden von Adjektiven getragen, sind zurückhaltend, erzählerisch, provokant, sensibel. Sein Produktkatalog ist eher ein Gefühl, ein Vertrauen in sein Können. Seine Themenwelten haben Namen wie Bewusste Brüche, Verwitterter Charme oder Pigmentierte Lebendigkeit. Arbeiten, die mehr ihre Wirkung als ihren Look beschreiben.

Hand mit breitem Pinsel streicht goldene Farbe auf eine Platte Hand mit breitem Pinsel streicht goldene Farbe auf eine Platte

Schöne „Narben“

So scheinen seine strukturierten Texturen einerseits geometrisch exakt und andererseits durch die unterschiedlichen Materialien und Auftragsstärken handgemacht und natürlich. „Eine dieser Techniken nenne ich Narbentechnik." Dafür trägt er zwei Schichten mit Glasfaser armierten und quarzsandgebundenen Dispersionsspachtel auf. Die erste gleichmäßig und relativ homogen. „Bei der zweiten Lage spachtele ich die Masse an der Stelle, an der die Narbe entstehen soll, zu einer kleinen Wulst und streiche sie dann mit einer Glättkelle Richtung Öffnung“, erklärt er.

Nach dem Trocknen und Schleifen streicht er die Oberfläche mehrfach mit einer eigens angerührten Farbe aus Bleichgold-Pigmenten und wasserlöslichem Parkettlack. Abschließend rührt er aus Bronze-Pigmenten, Wasser und ein wenig Lack eine Patina-Lasur und pinselt so lange gleichmäßig über die Platte, bis die „Narbe“ und alle anderen Strukturen so herausgearbeitet sind, dass eine besonders spannende Tiefe entsteht.

Mann, Uwe Schmidt, beugt sich über Tisch und malt mit einem Pinsel Mann, Uwe Schmidt, beugt sich über Tisch und malt mit einem Pinsel

Ins Fühlen kommen

Den Drang, Oberflächen immer wieder neu zu entdecken, hat er in den 30 Jahren seiner Tätigkeit nie verloren. „Ich möchte mit meiner Arbeit die Menschen dazu anregen, meine Strukturen berühren zu wollen.“ Für ihn ist diese Art des Fühlens zutiefst menschlich. Er lacht, als er sich an eine Situation erinnert, die einfach zu gut zu diesem Wunsch passt: „Zwei berühmte Schauspieler, für die ich einige Muster vorbereitet hatte, waren so beeindruckt, dass sie auf allen Vieren in meiner Werkstatt herumgekrochen sind, um jeden Blickwinkel auf die Strukturen zu erhaschen.“

Schmidt hat begonnen, sein Wissen zu sichern. Wie ein Koch, der seine Rezepte aufschreibt, notiert der Berliner jede Zutat und jeden Arbeitsschritt bei der Entwicklung seiner Oberflächen. Zum einen, um diese exakt reproduzieren zu können, zum anderen, um seine Rezepturen für die Nachwelt festzuhalten. Man spürt: Dieser Mann wird noch vielen Oberflächen ihren ganz eigenen Tiefgang verleihen.