Hagen bearbeitet Sohle

Sneaker Rescue: Hagens Team
macht Turnschuhe wieder fit

Hagen Matuszak repariert mit seinem kleinen Team professionell Turnschuhe. Weil es nachhaltig ist und die Besitzer begeistert sind, wenn er ihre abgenutzten und kaputten Lieblingstreter wieder fit gemacht hat. Zu Besuch beim Start-up „Sneaker Rescue“ in Berlin.

Hagen in Werkstatt Hagen in Werkstatt

Viele werfen ihre alten Sneaker weg und kaufen sich dann neue. Das ist null nachhaltig und ziemlich teuer.

Firmengründer Hagen Matuszak setzt ein Zeichen gegen zu viel Konsum
Sneaker Rescue unter den U-Bahnschienen Sneaker Rescue unter den U-Bahnschienen

Junges Team, nachhaltiges Konzept

Berlin, Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee. Unter der Hochbahnanlage, eingekesselt von der doppelspurigen Straße, kauert ein Kabuff. Oder besser: ein blitzeblank sauberer Laden im Miniaturformat. Auf dem Schild steht: Sneaker Rescue.

Hinter der weiß gefliesten Theke steht Hagen Matuszak, sein Lächeln so strahlend wie ein frisch geputzter weißer Turnschuh. Ein junger Kerl, der Haltung, Mut und sein Schuhmacherkönnen zusammenwarf, um 2018 eine Firma zu gründen, mit der er professionell Sneaker repariert.

In der Wekstatt von Sneaker Rescue In der Wekstatt von Sneaker Rescue

Hagens Vater war schon Schuhmacher

Nach der Schule absolvierte der 24-Jährige zunächst eine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher. Auf der Straße fielen ihm dann immer häufiger kaputte Schuhe und abgelatschte Sneaker auf.

Hagens Idee: etwas Eigenes machen. Einen Beruf haben, der Sinn ergibt und mit dem er ein Zeichen gegen zu viel Konsum und zu wenig Nachhaltigkeit setzt. Und in dem er seine Schuhmacher-Skills einbringen kann.

Sneaker Rescue war geboren. Mit seinem Konzept klinkt sich das Team der Turnschuh-Retter in einen Milliarden-Markt voller Sneaker-Enthusiasten ein, die mitunter ein Vermögen für ein paar Schuhe ausgeben. Nicht etwa, um sie zu tragen, sondern: um sie ins Regal zu stellen und verliebt anzuschauen.

Sneaker für 54.000 Euro

Häufig ist es eine Mischung aus künstlicher Verknappung und Story, die einen Sneaker besonders teuer machen. Nike beispielsweise kreierte 2016 den „Nike Air MAG Back to the Future“, eine Hommage an den Hollywood-Klassiker „Zurück in die Zukunft II“.

Die knöchelhohen Nikes besitzen eingebaute LED, und ihr Verschluss funktioniert automatisch – so wie an den Füßen des Filmhelden Marty McFly. Die Auflage: knapp 90 Stück. Derzeitiger Handelspreis auf StockX.com: rund 54.000 Euro.

US-Musikstar und Produzent Kanye West brachte ebenfalls mit Nike Signature-Modelle unter dem Namen „Yeezy“ heraus. Einige davon finden derzeit für rund 8000 Euro ihre Käufer. Damit tragen „Sneakerheads“ preislich schnell eine Designer-Handtasche am Fuß.

Sneaker Rescue: So funktioniert das Geschäftsmodell

Einen Yeezy hatte auch Sneaker Rescue schon auf der Werkbank. „Aber für uns ist ein 8000 Euro teures Paar ein Schuh wie jeder andere auch, den wir fachmännisch wieder fit machen.“ Rund zehn Prozent der Kunden seien Sneakerheads, ein Großteil jedoch ganz normale Schuhträger.

„Rund 90 Prozent unserer Kunden beauftragen uns online“, sagt Hagen. „Sie senden uns Bilder von ihren Sneakern, wir schätzen ein, was wir tun können und nennen unseren standardisierten Preis. Wenn das passt, schicken sie uns die Sneaker zu, wir reparieren die Schuhe und senden sie kostenfrei zurück.“

Die häufigste Reparatur ist das Ausbessern von Löchern im Fersenbereich. Zudem werden etwa Außensohlen und Nähte erneuert oder eine professionelle Reinigung vorgenommen. Rund 500 Paar Schuhe bringt das Team jeden Monat auf Vordermann. Je nach gewünschter Reparatur ruft Sneaker Rescue dafür 15 bis 40 Euro auf. Ausnahme ist der Austausch der kompletten Sohle inklusive Boden – der schlägt mit 150 Euro zu Buche.

Die Reparatur soll so originalgetreu wie möglich sein

Zu den Erfolgsgeheimnissen zählen die Materialien, die Sneaker Rescue verwendet. „Die Hersteller haben keine Ersatzkomponenten – oder möchten sie uns nicht geben, da ein Konzept wie unseres theoretisch den Markt für Neukäufe gefährden könnte“, erklärt Hagen.

Also recherchiert er regelmäßig Lieferanten von Materialien wie synthetischem Mesh oder Leder mit unterschiedlichen Texturen und Farben und testet sie in der Werkstatt. Denn nur so könne man die Flickschusterei an einem Sneaker vermeiden und erreichen, dass der Schuh wieder richtig top aussieht, ohne dass man den Eingriff bemerkt.

Die Werkstatt ist natürlich nicht in dem kleinen Store untergebracht. Dort werden Schuhe ausschließlich gereinigt und Aufträge der Laufkundschaft angenommen. Für das eigentliche Handwerk, die Maschinen, das Material und seine fünf Mitarbeiter hat Hagen Räumlichkeiten im Stadtteil Neukölln gefunden. Dort stehen Regale voller Schuhkartons, drei große Werkbänke, die alte Nähmaschine seines Vaters und eine Sohlenschleifmaschine

Hagen hat Lust auf Herausforderungen

„Für mich ist der größte Antrieb, dass ich mein eigenes Ding machen kann“, erklärt der Berliner, der selbst lediglich vier Paar Schuhe sein Eigen nennt, seine Motivation. „Vieles war natürlich neu. Ich bin gelernter Handwerker – von Margenkalkulation, Steuern, Buchhaltung hatte ich keinen Plan. Das war schon eine Herausforderung. Aber an so etwas gehe ich bewusst ran und will das lösen.“

Hagens festes Ziel: in jeder Hauptstadt Europas eine Werkstatt eröffnen und von dort aus die Reparaturaufträge des Landes beziehen und bearbeiten. Ein durchaus ambitionierter Plan. Doch erste Gespräche mit Investoren gab es bereits. Mit einer Dienstleistung so richtig Erfolg haben, die es in dieser Form kaum gibt? Könnte klappen!

Die richtige Pflege
für Deine Sneaker

Sneaker-Cleaning sollte idealerweise reine Handarbeit sein. Du benötigst im Grunde nur Wasser, Waschlösung, eine Bürste und Geduld. Worauf Du aber allgemein achten solltest:

Mesh-Schuhe bestehen teilweise oder weitgehend aus synthetischen Fasern, die wie ein Gittergewebe aufgebaut sind. Dank dieser Struktur sind sie schön flexibel und recht pflegeleicht. Dennoch: Gelegentliches Säubern schadet nicht. Dabei einfach Shampoo ohne Zitronensäure auf eine Bürste bringen und den Schuh damit schrubben, abtrocknen und wieder schrubben, bis er sauber ist. Auch hier: Imprägnieren nicht vergessen! Denn Schäden entstehen meist durch Dreck, und eine Imprägnierung kann davor schützen.

Lederschuhe klassisch mit einem feuchten Tuch säubern, nach dem Trocknen mit Schuhcreme einfetten und Schuhspanner nutzen, um die Gehfalten auszugleichen. Wildleder wiederum lieber mit einer sogenannten Kreppbürste bearbeiten. Beide Materialien freuen sich über eine regelmäßige Imprägnierung.

In die Waschmaschine stecken? Wenn der Sneaker aus Leder ist: auf keinen Fall! Ist er aus Mesh oder Canvas, kann es gut gehen. Doch möglicherweise löst sich der Kleber zwischen Sohle und Schuh. Wer es dennoch versuchen möchte, wäscht die Sneaker am besten zusammen mit anderen Textilien, damit der Schuh und seine Ösen nicht die Trommel beschädigen. Außerdem: maximal 30 Grad, keinen Weichspüler verwenden, nicht schleudern, nicht in den Trockner geben und auch nicht auf der Heizung trocknen – das verzieht das Material.