
Skateboard-Upcycling:
Buntes aus alten Brettern
Moritz Bacher hat schon zahlreiche Skateboards kaputt gefahren. In den Müll kommen die alten Bretter aber nicht. Aus den bunten Furnierschichten macht der Upcycling-Profi hübsche Sachen wie Schalen, Hocker und Lampen.


Bunte Schalen statt Brennholz
Sprünge über Hindernisse, Tricks in der Halfpipe, mit Speed über den Asphalt brettern: Skateboardfahren ist ein Verschleißsport. Bereits kleine Haarrisse im oder ein Schlag aufs Brett können dazu führen, dass es seine Elastizität verliert und für ambitionierte Skater nicht mehr uneingeschränkt nutzbar ist.
Moritz Bacher kennt das. Rund vier- bis fünfhundert Boards hat der Rosenheimer schon verschlissen. Doch statt Brennholz daraus zu machen, legt der gelernte Zimmerer die farbigen Furnierschichten der Skateboard-Decks frei und fertigt daraus neue, schöne Alltagsdinge wie zum Beispiel:
- Griffe für Messer und Korkenzieher,
- Kleiderbügel und Lampen,
- Sitzflächen für Hocker und Stühle,
- Intarsien in Schneidebrettern und Schaltknäufe für Autos.
Unser Tipp zum einfachen Nachbauen: Moritz‘ selbstgemachte Schuhlöffel.


Zu einem Block verleimt
Das Markenzeichen seiner Produkte sind die prägnanten bunten Streifen, die sich durch das Holz ziehen. Dafür bearbeitet Moritz das Skateboard-Deck, das normalerweise aus sieben Lagen kanadischem Ahorn zusammengepresst ist, auf besondere Weise.
Um die verschiedenen Farben, die sich in diesen Furnierschichten finden, gut zur Geltung zu bringen, verleimt er einen Stapel Decks zu einem Block. Danach werden die Schichten gesägt, gedrechselt, geschliffen, poliert und schließlich geölt.
Die ausrangierten Boards besorgt sich Moritz vor allem von Freunden und Bekannten. Häufig kombiniert er die bunten Skateboard-Elemente etwa mit Dingen wie Treibholz, alten Küchenmessern oder antiken Drehhockern, die er aufmöbelt und teilweise auch wieder verkauft. Der Name seines Projekts: 2nd life manufacture – sozusagen ein zweites Leben für Ausgedientes.


Aufwendige Arbeiten am Board
Seit Moritz seine Arbeiten auf Instagram dokumentiert, erhält er jede Menge Aufträge. Alle kann er nicht annehmen. Zum einen hat er einen festen Job als Planer bei einem Spielplatzbauer, zum anderen ist die Aufarbeitung aufwendig: Für eine gedrechselte Schale beispielsweise braucht er sechs bis acht Stunden. Auch die Vorbereitung kostet Zeit. Allein das „Grip-Tape“ – der raue Trittbelag, der auf jedes Brett aufgeklebt ist – mit einer Heißluftpistole zu erwärmen und herunterzuziehen, ist keine leichte Arbeit.
Je nach Projekt bringt Moritz die Bretter mit der Bandsäge auf die gleiche Größe. Dann werden die einzelnen Holzteile dünn mit wasserfestem Weißleim bestrichen und gepresst. Dafür sind ausreichend stabile Schraubzwingen wichtig. Das Verleimen ist ein Farbspektakel: Die wasserlösliche farbige Imprägnierung vermischt sich mit dem Leim und färbt diesen hellgelb, rosa, zartgrün oder himmelblau.


Mit Bandsäge, Schleifgerät und Drechselbank
Die fertig verleimten Holzklötze sind das Ausgangsmaterial für größere Werkstücke. In den nächsten Arbeitsschritten kommen dann wieder Bandsäge sowie Schleifgeräte oder auch die Drechselbank zum Einsatz. Danach wird geschliffen. Als Faustregel bei der Auswahl der Schleifpapiere gilt: 80 – 150 – 240 – 400. Meist startet Bacher mit der Kantenschleifmaschine, dann folgen der Exzenterschleifer und am Schluss die feinen Körnungen per Hand. Fürs Finish sorgt ein Oberflächenschutz-Öl, das die Farben zum Leuchten bringt und dem Holz Glanz verleiht.
Moritz‘ Faible für alte Dinge und sinnvolles Recycling liegt in der Familie. Schon seine Oma und sein Opa waren leidenschaftliche Trödelsammler. Auch seine Eltern unterstützen ihn und stellen ihm im Keller ihres Hauses eine Werkstatt zur Verfügung. Und im Garten ist der Bau eines Werkstatthäuschens geplant. Denn einem wie Moritz Bacher, der aus dem, was andere wegwerfen, immer etwas Besonderes macht, geht der Stoff nie aus.