
Arbeiten mit Ausgleichsmasse:
In 9 Schritten zum geraden Boden
Der Boden muss gerade sein. Was immer Du an neuem Bodenbelag planst, ein planer Untergrund ist immer Voraussetzung. Das gilt für Fliesen, Parkett, Laminat, Design-Böden, Kork oder auch Teppich. Wir zeigen Dir, wie Du ganz einfach den Untergrund in Deiner Wohnung plan bekommst.
Warum ist mein Boden schief?
Gerade Altbauwohnungen haben eigentlich nie einen ebenen Fußboden. Das liegt am Materialmix, der sich über viele Jahrzehnte im Untergrund angesammelt hat: Da liegt Holz, alter Estrich und neuer Estrich. Da sind schlecht verputzte Ecken, wo früher ein Ofen gestanden hat, Teppichkleber-Reste und Spuren von alten Ausgleichsversuchen. Das alles ist eine Berg- und Tal-Fahrt und ganz sicher keine gute Basis, um Fliesen & Co. zu verlegen.
Welche Optionen habe ich, wenn mein Boden schief ist?
Die eine Möglichkeit ist es, mit einer selbstnivellierenden Ausgleichsmasse den Boden komplett zu bedecken und so eine neue Basis zu schaffen. Die andere Option ist es, mit einer Trockenschüttung und Estrichelementen einen ganz neuen Fußboden aufzubauen. Wie auch immer Du Dich entscheidest: Du musst unbedingt vorher klären, wie groß die Höhenunterschiede sind und wieviel Platz noch nach oben bleibt. Wer sich hier verschätzt, kann nach der Boden-Renovierung alle Türen anpassen.
Wie viele Zentimeter kann ich mit der Ausgleichsmasse ausgleichen?
Die einfachste Form des Bodenausgleichs ist immer eine flüssige Ausgleichsmasse. Die kann Unterschiede bis zu 60 mm ausgleichen und darf auf praktisch jedem Untergrund eingesetzt werden. Gerade wenn Du den typischen Altbau-Mix an Materialien im Untergrund vorfindest, ist eine flüssige Ausgleichsmasse die passende Antwort: Sie gibt Dir binnen weniger Stunden eine perfekte Basis, sogar für das Verlegen von Fliesen.
Was bedeutet "selbstnivellierende" Ausgleichsmasse?
Der Charme der Technik liegt dabei in dem Begriff „selbstnivellierend“. Die Ausgleichsmasse ist so eingestellt, dass sie selbstständig verläuft und damit zuverlässig eine wirklich ebene Oberfläche schafft. Nach der Trockenzeit, die im Regelfall nur zwischen drei Stunden und einem Tag beträgt, hast Du eine perfekte Basis für jede Art von Bodenbelag.


Bodenausgleich nur mit Helfern umsetzen
Auch wenn die Technik selber nicht anspruchsvoll ist, solltest Du Dir mindestens einen Helfer sichern. Denn die Mengen, die bewegt werden müssen, sind beeindruckend: Selbst bei einer Schichtstärke von einmalig 10 mm Fließspachtel brauchst Du grob gerechnet einen 20-Kilogramm-Sack pro Quadratmeter Raumfläche, der dann noch mit 5-6 Liter Wasser angemischt werden will. Wenn das dann alles "feucht-in-feucht" zügig in den Raum eingebracht werden soll, braucht es helfende Hände. Achte also beim Einkauf darauf, wie schnell das Produkt abbindet: Bei „Nivellierspachtel schnell“ von Probau beträgt die Verarbeitungszeit beispielsweise ca. 25 Minuten bei 20° Grad Raumtemperatur.
Profitipp: Wichtige Angaben auf der Packung beachten
Nicht jede Ausgleichsmasse ist für Fußbodenheizungen geeignet. Wenn Deine Wohnung also eine Fußbodeheizung hat, solltest Du auf ein entsprechend gekennzeichnetes Produkt setzen. Oft wird auch angegeben, ab welcher Belagstärke die Ausgleichsmasse „Stuhlrollen-geeignet“ ist. Gerade für den Einsatz in Büro oder Home Office eine wichtige Angabe, die beachtet werden sollte.


Ausgleichsmasse verarbeiten - diese Vorarbeiten sind notwendig
Da die Ausgleichsmasse sich selber im Raum ausbreitet, müssen ihr Grenzen gesetzt werden: Der Übergang zur Wand wird deswegen rundum mit Dämmstreifen abgeklebt, um Wärme- und Schallbrücken zu verhindern. Und natürlich müssen die Raum- oder Bodenbelagsgrenzen mit improvisierten Sperren abgedichtet werden, damit die Masse nicht in andere Räume überläuft. Der Boden selbst sollte sauber und gleichmäßig saugfähig sein. Im Regelfall streicht man deswegen einmal mit einer Haftemulsion vor.
Vorsicht bei einer bodengleichen Dusche
Wenn Du im Bad eine bodengleiche Dusche vorgesehen hast, muss der Boden natürlich in diesem Bereich ein Gefälle zum Abfluss hin haben. Wenn Du hier aber Nivellierspachtel einsetzt, wird dieses Gefälle ausgeglichen, sprich ist nicht mehr vorhanden. Den Bereich für die Dusche musst Du also beim Einsatz der Ausgleichsmasse mit einem flachen Kasten aus Latten absperren.

Boden ausgleichen mit Ausgleichsmasse - los geht's!
Dieses Material benötigst Du
- Fließ- bzw. Nivellierspachtel
- Wasser
- Haft- bzw .Tiefengrund („Primer“)
- Dämmstreifen, selbstklebend oder zum Antackern
- Maurerwanne, -Kübel, Eimer
- Nägel, Latten, Restholz für improvisierte Absperrungen
- Folie und Klebeband
Dieses Werkzeug benötigst Du
- Stachelwalze oder harter Straßenbesen
- Mensur
- Quast oder grobe Rolle
- Mischgerät oder Akkubohrschrauber oder Bohrmaschine mit Rührquirl
- Hand- oder Hammertacker mit Nadeln
- Kleine Schubkarre, Sackkarre, Schaufel
- Flächenspachtel oder Rakel
- Abziehlatte, Wasserwaage und Bleistift bzw. Faserschreiber für Markierungen
- Zollstock, Maßband
- Cuttermesser, grobe Schere
- Besen, Handfeger, Kehrblech, ggf. Nass- und Trockensauger

Vorbereitung des zu bearbeitenden Raumes
Als erstes trägst Du alle benötigten Utensilien auf Deine Baustelle. Also Spachtelmasse, Grundierung, Werkzeuge & Co. Da der gesamte Fußboden gespachtelt werden soll, muss das Anmischen der Masse später in einem anderen Raum erfolgen. Deswegen solltest Du den Boden, die Möbel, alle Einbauten und die Verkehrswege zwischen den Zimmern mit dicker Folie schützen, denn das Anmischen ist später staubig und spritzig. Weiter stellst Du eine Wasserversorgung sicher und bereitest mit Handrührwerk und Maurerkübeln den Platz zum Anmischen vor.
Zeitbedarf
Ausgießen und Verteilen der Spachtelmasse ist in kurzer Zeit erledigt. Insgesamt benötigst Du für das ganze Vorhaben keinen ganzen Tag, wenn Du ein bis zwei Zimmer "bearbeiten" willst. Nicht vergessen: Bei Deiner Planung musst Du immer die Trockenzeiten von Grundierung und Ausgleichsmasse mit einkalkulieren! Dabei strikt die Herstellerangaben einhalten.
Alte Bodenbeläge entfernen
Du entfernst alle alten Bodenbeläge, so gut es geht. Teppich, altes Laminat & Co – das alles wandert direkt in den Container. Alte Nägel von den Holzdielen, die jetzt zum Vorschein kommen, ziehst Du raus. Kleberreste von altem Teppich kratzt Du mit einem stabilen Spachtel ab.
Wenn Du fertig bist, sollten wenige Zentimeter Höhenunterschied in der Fläche übrigbleiben. Den Boden gut fegen, danach noch einmal saugen.

Fugen mit Silikon schließen
Mit Silikon in der Kartuschenpresse ziehst Du eine Naht am Rand. Das sichert den Übergang vom Boden zur Wand und schließt Schlitze und Schächte, in denen sich die Ausgleichsmasse absetzen könnte.
Du legst quasi ein Schwimmbecken an, in dem sich die flüssige Masse später breit machen kann.

Den Rand dämmen
Jetzt kommt auf ganzer Länge ein Randstreifen, unten am Übergang vom Boden zur Wand. Der verhindert, dass Trittschall in die Wand übertragen wird oder sich Kältebrücken bilden. Der Streifen ist meistens selbstklebend. Wenn nicht, mit Klebstoff oder einer Tackerklammer fixieren.
Die eigentliche Verbindung erfolgt später durch die aushärtende Bodenmasse, Du brauchst hier also nicht absolut perfekt zu arbeiten.

Boden grundieren
Jetzt streichst Du den Boden mit einer passenden Grundierung.
Der Hintergrund: Die verschiedenen Unterbodenstrukturen, die Du mit der Ausgleichsmasse ja bedecken willst, haben ein völlig unterschiedliches Verhalten, wenn es darum geht. Feuchtigkeit aufzunehmen. Die Grundierung schafft gleichmäßige Startvoraussetzungen für die gesamte Fläche.
Unbedingt trocknen lassen, bevor Du weiterarbeitest.

Ausgleichsmasse anmischen
Die Ausgleichsmasse wird in einem Maurerkübel mit Wasser und dem Rührhaken an der Bohrmaschine streng nach Anleitung angemischt. Das machst Du am besten draußen vor der Tür oder an einem Ort, wo es auch mal dreckig werden darf.
Und bitte den Materialbedarf nicht unterschätzen: Ein 20-Kilogramm-Sack ergibt zusammen mit gut 4 Litern Wasser ca. 12,5 Liter Mischung. Wenn man eine hohe Schichtdicke auftragen will, reicht das nur für wenige Quadratmeter. Die Masse hat eine Verarbeitungszeit von ca. 45 Minuten.

Ausgleichsmasse ausgießen
Jetzt trägst Du den Kübel mit der Masse in den Raum (Vorsicht: Bitte jetzt nicht stolpern!) und beginnst mit dem Ausgießen.
Startpunkt ist immer die am weitesten von der Tür entfernte Raumecke. Möglichst gleichmäßig verteilen.
Schlau, wer dabei alte Klamotten und ein Paar abgelegter Schuhe trägt, denn diese Arbeit hinterlässt Spuren auf der Kleidung!

Ausgleichsmasse gut verteilen
Mit einem Rakel oder einem großen Gummiwischer am langen Stiel kann man die Masse gut im Raum hin- und herschieben.
Hier ist aber nicht zu viel Action nötig, denn die Masse ist so eingestellt, dass sie selbstständig eine plane Oberfläche bildet. „Selbstnivellierend“ nennt das der Fachmann.

Entlüften gehört dazu
Wenn die Masse im Raum verteilt ist, müssen die verbliebenen Luftblasen aus der Ausgleichsmasse entfernt werden.
Das macht man entweder mit einer speziellen Stachelwalze oder einfach mit einem groben Straßenbesen. Je länger der Stiel, desto besser.
Dabei keine neuen Stufen oder Wellen im Boden aufschieben, die wir zuvor gerade mit dem Rakel entfernt hatten.

Ausgleichsmasse aushärten lassen
Jetzt heißt es nur noch Warten und die Füße still halten. Die meisten Ausgleichsmassen sind nach vier Stunden begehbar. Nach zwei Tagen kann man sie mit Fliesen belegen. Wenn Du eine höhere Schichtstärke brauchst, würdest Du auf die getrocknete Fläche eine zweite Schicht auftragen.
Generell gilt: Arbeiten mit Ausgleichsmasse macht Spaß, denn Du erreichst binnen kurzer Zeit ein wirklich überzeugendes Ergebnis: einen glatten, homogenen Fußboden.
Profitipp I: Wasser clever abmessen
Die für einen Sack Pulver nötige Menge Wasser misst Du einmal ab. Dann füllst Du das Wasser in einen Eimer und machst einen Strich mit dem wasserfesten Faserschreiber am Rand, um den Pegel zu fixieren. Diesen Eimer verwendest du danach, um ganz einfach die passende Wassermenge zum Anmischen bereitzustellen.
Profitipp II: Werkzeug sofort säubern
Wie generell beim Einsatz von Trockenmörtel-Produkten müssen auch hier die Werkzeuge gleich nach dem Einsatz gesäubert werden. Wer hier zu lange wartet, wird beim Reinigen hinterher nicht viel Freude haben.
Nivellierspachtel - auch für den Außeneinsatz geeignet
Nivellierspachtel ist so überzeugend in der Anwendung, dass es inzwischen die Produkte auch frostsicher für den Außeneinsatz gibt. Ideal, um eine wirklich plane Oberfläche für den Bau eines Terrassen-Holzdecks, das Verlegen von Natursteinen oder den Unterbau eines Pools zu bekommen. Vorsicht hier nur bei der Verarbeitung: meist muss die Außentemperatur über 5° Grad liegen und die Fläche nach dem Nivellieren vor direkter Sonneneinstrahlung (Thema Verdunstung) geschützt werden.