Jeder Baum zählt
Warum gesunder Wald für uns so wichtig ist

Herr Wohlleben, wie kann ich den Wald am besten erleben?

Es gibt ja inzwischen das sogenannte Waldbaden, zum Beispiel in unserer Waldakademie. Da spürt man den Wald ganz intensiv. Sie lernen Ihre Sinne wieder vollständig zu nutzen, den Wald neu kennen und gleichzeitig die Seele baumeln zu lassen. Wir reagieren auf den Wald richtig körperlich, das lässt sich medizinisch aufzeigen, etwa dadurch, dass der Blutdruck sinkt. Das sind Effekte, die über Tage anhalten.

Die meisten von uns kommen doch gar nicht mehr in den Wald, weil sie in der Stadt leben und allenfalls noch einen kümmerlichen Park vor der Nase haben...

Aber jeder Baum zählt. Es gibt Untersuchungen, dass bei einer bestimmten Dichte an Stadtbäumen die Lebenserwartung um ein Jahr steigt. Auch Stadtbäume haben eine Menge positive Effekte. So ein kleiner Stadtwald kühlt ganz enorm. Das hilft auch angesichts der Klimaerwärmung.

Wir verbrauchen zu viel Holz, sollten wir auf den natürlichen Rohstoff Holz wirklich verzichten?

Ich bin nicht dagegen, Holz zu nutzen, wenn es um Qualität und Wohlfühlen geht. Ich bin auch hier im Forsthaus von ganz viel Holz umgeben. Holz ist ein wunderbarer Rohstoff. Holz fühlt sich toll an und riecht gut. Ein schöner Holzboden hält ewig und gibt ein viel lebendigeres Gefühl. Aber für die Toilette reicht auch Recyclingpapier.

Sie sagen, jeder Baum zählt. Menschen haben Gärten, Menschen wünschen sich Bäume. Was würden Sie denen raten?

Entscheiden Sie sich für nicht so groß werdende Bäume, am besten Obstbäume. Da haben Sie gleich mehrfach etwas davon. Die sind bei Sturm nicht so empfindlich, weil die Hebelwirkung geringer ist. Sie können sich auch noch am Obst erfreuen und Sie tun etwas für die heimischen Arten und die Natur. Außerdem sind Obstbäume relativ wärmetolerant, was bei den steigenden Temperaturen im Sommer nicht unwichtig ist. Wenn es so etwas wie eine Eiche werden soll, säen sie sie aus, dann werden beim Umpflanzen keine Wurzeln beschädigt. Das dauert dann zwar fünf bis sieben Jahre länger, aber sie haben auch keine sensiblen Flachwurzler.

Nennen Sie doch bitte fünf Punkte, die dem Wald helfen und die jeder umsetzen kann.

1. Eine persönliche Beziehung zum Wald aufbauen.
2. Wegwerfprodukte aus Holz vermeiden.
3. Sparsame Autos kaufen.
4. Generell das Klima schützen, dafür sind selbst Holzplantagen erhaltenswert.
5. Ein ganz besonderer Tipp: Wechseln Sie zur ökologischen Internet-Suchmaschine ecosia.org. Dort werden die Gewinne aus Suchanzeigen genutzt, um Aufforstungsprogramme in 15 Ländern auf der ganzen Welt zu finanzieren. Über 80 Millionen Bäume sind so gepflanzt worden und dabei zählen nur Bäume, die auch nach drei Jahren noch stehen. Immer dann, wenn Sie über Ecosia suchen, erfahren Sie, wie viele Bäume bereits gepflanzt worden. Im Schnitt sind etwa 45 Suchen nötig, bis ein Baum gepflanzt wird.