
Kreativ-Studio IQ 24.7:
Urbane Fassaden- und Raumgestaltung
Vom Restaurant bis zum stillgelegten Fabrikgelände: Mit ihrem Kreativstudio IQ 24.7 gestalten Björn und Lars immer wieder Neues – und verwandeln so Räume, Gebäude, ja ganze Stadtviertel. Über zwei Sprayer, für die eine Fassade mehr als nur Oberfläche ist.


Die Größe unserer Projekte kennt
eigentlich keine Dimension mehr. Bis auf die
Höhe – da ist noch Luft nach oben.
7000 Quadratmeter Fassadenoberfläche bemalt
Ihre Arbeiten sind oft noch aus über einem Kilometer Entfernung erkennbar. Dafür geben sich Björn Roitner und Lars von der Warth von IQ 24.7 ziemlich bescheiden. Selbst als sie auf ihr bisher größtes Projekt zu sprechen kommen, blitzt nur ein Hauch von Geltungsbewusstsein auf.
2023 haben sie eine gigantische industrielle Produktionshalle in Rumänien gestaltet, 7000 Quadratmeter Fassadenoberfläche bemalt – und so das Gebäude in einen farbstrotzenden Monolithen verwandelt, der in grellen Pinktönen in der eindimensionalen Landschaft leuchtet.
Die beiden könnten ihre Nasen auch deutlich höher tragen. In München, wo sich ihr Studio befindet und sie die meisten ihrer Projekte planen, haben sie einige kaum zu übersehende Werke verwirklicht. Man könnte sogar sagen: das Stadtbild verändert.
Mehr Handwerker als Künstler
Auch dem 291 Meter hohen Münchner Olympiaturm haben sie einen neuen Look verpasst. Und aktuell arbeiten sie an der Gestaltung des „Pineapple Park“, der mit Angeboten für Sport, Musik und Kunst auf rund 19.000 Quadratmetern eines der größten neuen Zwischennutzungsprojekte der Stadt ist.
Die beiden Mittvierziger sind bereits seit Jugendtagen befreundet, haben sich damals beim Sprayen kennengelernt. Björn und Lars verstehen sich heute mehr als Handwerker, denn als Künstler. Handwerkliche Kompetenz, sagen die beiden, sei das Fundament ihrer Arbeit. Björn ist studierter Grafiker und Designer. Lars arbeitete lange als Tischler und studierte Produktdesign.


Die Freude liegt im Detail
Die Begeisterung, mit der sie in ihrem Studio von ihren Projekten erzählen, ist immer dann am größten, wenn es um die handwerklichen Details geht. Um die unzähligen großen und kleinen Herausforderungen und Überraschungen, die es bei ihrer Arbeit zu meistern gilt.
Von selbst gemischten Lacken über Schrottplatz-Such-Odysseen bis hin zur Inspirationsfindung vor dem Eisenwaren-Regal und zu Experimenten mit Fräsen sowie Hochleistungsbeamern.
Fassaden machen dabei nur einen Teil ihres Portfolios aus. Sie gestalten auch Innenräume von Restaurants, Clubs und Bars, Böden und Spielfelder, bauen dreidimensionale Wandinstallationen oder gestalten Objektkunst, teilweise mit der Unterstützung anderer Handwerker-Spezialisten.
Verwandlung mit Farbe
Und so verschieden ihre Projekte auch sind, alle eint der Glaube daran, dass das Erscheinungsbild unsere Umwelt, unser Verhalten und unser Wohlbefinden beeinflusst. „Gerade im urbanen Kontext wird immer mehr der Funktionalität und den Kosten untergeordnet“, sagt Lars und ergänzt: „Dabei hat auch die Schönheit eine wichtige Funktion.“
Ein Paradebeispiel ihrer Arbeit: Das Zwischennutzungsprojekt „Sugar Mountain“ – ein stillgelegtes Betonwerk im Münchner Süden, das in seiner industriellen Eintönigkeit fast menschenfeindlich wirkte.
Sie bemalten es mit einem quietsch bunten Motiv der britischen Künstlerin Lakwena und verwandelten das trostlose Fabrikgelände innerhalb von zwei Wochen in eine großformatige Einladungskarte, die den Menschen im Viertel signalisierte, dass hier neues Leben eingezogen war. „Licht und Farbe zählen zu den effektivsten Methoden, um ein Gebäude oder einen Raum schnell und einigermaßen kostengünstig zu verwandeln“, so Björn.
Selbst gebaute Illusion
Dinge selbst zu bauen, zu entwerfen und zusammenzutragen macht ihnen offensichtlich große Freude. Womöglich auch deshalb, weil IQ 24.7 dadurch in der Lage ist, einzigartige Designs umzusetzen.
Eines ihrer Lieblingsprojekte entstand für ein Unternehmen, das auf Crashtest-Technologie spezialisiert ist. Für einen Neubau sollten Björn und Lars eine Wand im Eingangsbereich gestalten. Sie entschieden sich für die Darstellung eines futuristischen Crashtest-Autos im Moment des Frontalzusammenstoßes.
Die 12 x 4 Meter große Abbildung wirkt illusionistisch echt – insbesondere deshalb, weil die Dreidimensionalität nicht nur vorgetäuscht ist, sondern im vorderen Bereich des Autos tatsächlich existiert: Sie tritt wortwörtlich aus der Wand hervor.
„Um die Motorhaube, die Tür und das Rad zu finden, mussten wir einige Schrottplätze abklappern“, erzählt Björn. Weil der Auftraggeber für unterschiedliche Automarken tätig ist, durfte das Kunstwerk außerdem nicht einem echten Modell entsprechen. „Deshalb mussten wir einiges verfälschen“, sagt Björn.


„Die Felgen haben wir zum Beispiel mithilfe einer Fräse abgewandelt, den Seitenspiegel selbst aus MDF gebaut.“ Auch der halbierte Crashtest-Dummy besteht zu großen Teilen aus eigenem Bastelwerk. „Wie oft wir die Landsberger Straße runtergefahren sind, um noch schnell irgendein Kleinteil bei BAUHAUS zu besorgen“, sagt Lars und lacht.
Überhaupt ist das Fachcentrum in der Münchner Innenstadt ein wichtiger Quell der Inspiration für ihn. „Oft hat man ja erst mal nur eine vage Idee“, sagt er. „Dann steht man vor dem Regal, nimmt dies oder das in die Hand, quatscht mit den Leuten dort – und kommt mit einem Plan wieder raus.“ „Der dann hoffentlich auch ins Auto passt“, fügt Björn hinzu und grinst.
Aktuell arbeiten die beiden an der Bodengestaltung mehrerer Indoor- sowie Outdoor-Basketballplätze. Die Designs und Pläne stehen, die Umsetzung läuft an. Und sollte es dabei doch mal an Inspiration hapern, wissen Sie, wo die beiden vermutlich stecken: zwischen Winkelschleifern, Spraydosen und OSB-Platten – bei BAUHAUS.